NO RISK?
„Natur Pur – Mit Freunden Abenteuerluft schnuppern“ wirbt das Prospekt einer Firma in Aschau im Chiemgau. Von Paragliding und Rafting über extremes Mountainbiking bis hin zu Canyoning und Erlebnistouren wie der „Patschnaßtour“, „Schlucht’In“ und „Outside Programmen“: Bei „Natur Pur“ kann sich jeder seinen individuellen Extremsportplan in unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden zusammenstellen. Für ein entsprechendes Entgelt kann man unter professioneller Anleitung den besonderen Kick erleben, den sich offenbar immer mehr Menschen wünschen – denn Extremsportarten boomen. Auch die sehr hohe Anzahl an Lottospielerinnen und Spielern zeigt – ein gewisses Risiko geht.
Aber: offenbar nicht bei der Aktienanlage.
Warum die Deutschen im Vergleich zu anderen Europäern zu wenig in Aktien investieren
Die deutsche Wirtschaft, bekannt für ihre Stärke und Stabilität, zeigt eine auffällige Schwäche im Bereich der privaten Aktieninvestitionen. Im Vergleich zu vielen anderen europäischen Ländern ist der Anteil der Deutschen, die in Aktien investieren, erstaunlich niedrig. Er liegt aktuell bei 17,6%. Im Gegensatz dazu liegt die Aktionärsquote in den Niederlanden bei 30%, fast doppelt so hoch.
Doch woher kommt diese Zurückhaltung bei der Aktienanlage?
Das hat tieferliegende kulturelle, historische und strukturelle Ursachen.
Die historische Skepsis der Deutschen gegenüber Aktienmärkten hat ihren Ursprung in den wirtschaftlichen Turbulenzen des 20. Jahrhunderts. Zwei Weltkriege, die Hyperinflation der 1920er Jahre und die Währungsreform nach dem Zweiten Weltkrieg hinterließen tiefe Spuren im kollektiven Gedächtnis der Nation. Diese Ereignisse führten zu einem weit verbreiteten Misstrauen gegenüber spekulativen Finanzanlagen und förderten eine konservative Spar- und Anlagekultur.
Laut einer Befragung von nicht am Kapitalmarkt beteiligten Personen nannten 35% als Grund gegen Aktien-, Renten- oder Mischfonds: „Ich kenne mich damit nicht aus“.
Deswegen ist der Grund für die Zurückhaltung gegenüber Aktien die mangelhafte Finanzbildung. Viele Deutsche fühlen sich im Umgang mit Aktien und Finanzmärkten unsicher. Die komplexen Mechanismen der Börsen und die damit verbundenen Risiken werden oft als zu kompliziert empfunden. Das Bildungssystem legt zudem wenig Wert auf Finanzwissen, was die Unsicherheit weiter verstärkt.
Ein weiterer Grund war mit 31%: „zu unsicher“
Darum konzentriert sich die traditionelle deutsche Anlagestrategie auf Sicherheit und Stabilität. Sparbücher, Lebensversicherungen und Bausparverträge sind bevorzugte Anlageformen. Diese Anlagen bieten zwar geringe Renditen, werden aber als sicher und verlässlich angesehen. Im Gegensatz dazu gelten Aktien als riskanter und unberechenbarer, was viele Deutsche abschreckt.
Trotzdem sparen die Deutschen wie die Weltmeister
Nach Zahlen der europäischen Statistikbehörde Eurostat ist die Sparquote hierzulande auf über 17 Prozent gestiegen. Das ist nicht nur ein Rekord, sondern steht auch im markanten Gegensatz zum großen Rest Europas. Dort ist die Sparquote der privaten Haushalte erstmals in der Geschichte unter die Marke von zehn Prozent gefallen. Vor allem in Italien legten die Verbraucher weniger zurück, aber auch in Spanien oder Frankreich nahm die Sparfreude deutlich ab. Frankreich markierte einen historischen Tiefstand. In Deutschland hingegen ist von einem Sparboykott aufgrund der EZB-Politik nichts zu spüren.
Die Divergenz sollte deutsche Sparer hellhörig machen. Sie offenbart nicht nur, dass die Bundesbürger gegebenenfalls ökonomisch falsch sparen. Wollen die Deutschen nicht den Preis der Anleger-Analphabeten Europas bekommen, müssen sie ihr Sparverhalten ändern.
Wer kaum Aktien besitzt, muss daher mehr sparen
In jedem Währungsraum gebe es regionale Unterschiede. Das sei ganz normal. Ein Grund, weshalb die Deutschen eher etwas mehr sparen als Bürger anderer Euro-Länder mag darin liegen, dass die oftmals betont vorsichtigen Deutschen eine besondere Vorliebe für als besonders sicher geltende Anlagen haben, die entsprechend geringe Erträge abwerfen. Wer kaum Aktien im Portfolio hat, muss halt auf Dauer mehr sparen, um fürs Alter vorzusorgen.
Das Geldvermögen der Deutschen hat zuletzt mit knapp 5,9 Billionen Euro einen weiteren Rekord erreicht. Allerdings stecken 4,5 Billionen davon in renditeschwachen Anlagen wie Lebensversicherungen oder auf Tagesgeld- und Girokonten. Doch mit einem solchen Anlagemix lässt keine wirkliche Rendite machen. Für die Geldpolitik ergeben sich aus dem unterschiedlichen Sparverhalten und den unterschiedlichen Sparvorlieben gewisse Spannungen. Aber wesentlich höhere Notenbankzinsen wären auch für deutsche Sparer nur dann ein Gewinn, wenn sie Ausdruck einer dauerhaft besseren Konjunktur wären.
Dennoch nimmt die EZB mit ihrer Politik indirekt Einfluss auf die Vermögensverteilung in der Euro-Zone, und zwar zulasten der sicherheitsbewussten Deutschen. Die Vermögensstudie der EZB zeigt, dass die Deutschen trotz ihres Spareifers nicht zu den besonders Vermögenden in der Währungsunion gehören. Das liege daran, dass der Anteil an niedrig verzinsten Anlagen in Deutschland besonders hoch sei.
NO FUN!
Vergleich mit anderen europäischen Ländern
In Ländern wie Schweden, den Niederlanden und Großbritannien ist die Aktienkultur deutlich stärker ausgeprägt. Diese Länder haben erfolgreich Maßnahmen zur Förderung des Aktienbesitzes implementiert. Beispielsweise gibt es in Schweden steuerliche Anreize für langfristige Aktienanlagen, und in Großbritannien erfreuen sich Aktien-Sparpläne (ISAs) großer Beliebtheit.
Rolle des Staates und der Medien
Auch die Rolle des Staates und der Medien trägt zur geringen Aktienkultur bei. Der Staat fördert traditionell sicherere Anlageformen durch steuerliche Vorteile und staatliche Garantien. Medienberichte konzentrieren sich häufig auf die negativen Aspekte der Börse, wie Abstürze und Betrugsfälle, was die Angst vor Aktieninvestitionen verstärkt.
Aktuelle Entwicklungen und Perspektiven
Trotz dieser Herausforderungen gibt es Anzeichen für einen Wandel. Die Niedrigzinsphase der letzten Jahre hat dazu geführt, dass traditionelle Sparformen an Attraktivität verloren haben. Gleichzeitig gewinnen Investmentfonds und ETFs (Exchange Traded Funds) an Popularität. Diese Produkte ermöglichen es Anlegern, diversifiziert und mit geringem Risiko in Aktien zu investieren.
Zusätzlich startet die Bundesregierung Initiativen zur Förderung der Finanzbildung. Programme zur besseren Vermittlung von Finanzwissen in Schulen und öffentlichen Kampagnen sollen das Verständnis und das Vertrauen in Aktienmärkte verbessern.
Fazit
Die geringe Aktienquote in Deutschland ist ein komplexes Phänomen mit tiefen historischen, kulturellen und strukturellen Wurzeln. Um diese Barriere zu überwinden, sind umfassende Maßnahmen erforderlich, die von der Verbesserung der Finanzbildung über steuerliche Anreize bis hin zu einer positiveren Darstellung der Aktienmärkte in den Medien reichen.
Das ist auch unser großes Thema: wir stellen immer wieder fest, dass das Risiko, in Aktien zu investieren, als deutlich größer empfunden wird, als es tatsächlich ist.
Deswegen vereinbaren Sie gerne einen kostenlosen Beratungstermin mit uns und stellen Sie fest:
LITTLE RISK, BIG FUN!
Quellen: welt.de, grin.com, destatis.de, chatgpt
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