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Börsenweisheit im Dezember: “Aktien kaufen, wenn die Kanonen donnern.”

23 Dez. 2024— 01:12 Uhr

Börsenweisheit im Dezember

Leider gab es zuletzt mehrere Gelegenheiten, kritisch zu überprüfen, wie sich Kriege auf Börsenkurse und Kapitalmärkte auswirken können. Der russische Einmarsch in die Ukraine, der Angriff Aserbaidschans auf die Region Berg-Karabach, der Gaza-Krieg und Bürgerkriege in Syrien, dem Jemen, in Myanmar oder in Eritrea.

Doch wie wirken sich solche Konflikte auf die Kurse aus?

Wie an den Kapitalmärkten üblich, spielen dabei natürlich auch psychologische Aspekte eine Rolle.

Komplett lautet die Börsenweisheit:

„Aktien kaufen, wenn die Kanonen donnern. Verkaufen, wenn die Violinen spielen.“

Dahinter stecken folgende Überlegungen:

Durch den Kriegsausbruch entsteht zunächst eine allgemeine Verunsicherung. Die Unklarheit über die weitere Entwicklung führt dazu, dass Anleger vermeintlich sicherere Anlagen wie Gold, festverzinsliche Papiere (Anleihen) oder international bedeutende Währungen (Euro, US-Dollar) bevorzugen.

Ein Krieg wirkt sich zunächst auch negativ auf die Wirtschaftskraft der beteiligten Länder aus. Transportwege, Energieversorgung und ruhiger Geschäftsbetrieb sind nicht mehr voll und ganz gewährleistet. Der Bedarf an Soldaten verringert zudem die Anzahl der Personen, die dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen.

Diese Faktoren führen zur Angst vor schlechteren Wirtschaftsaussichten und einem Absinken der Börsenkurse.

Mittelfristig ist die Erwartung der Anleger allerdings folgende: Mit Kriegsende ändert sich die Situation wieder schlagartig. Es muss in den Wiederaufbau investiert werden, zugleich verbessert sich die Situation auf dem Arbeitsmarkt entsprechend.

Hinzu kommt: Rüstungsbetriebe und andere Geschäftsbereiche mit Bezug zum Krieg werden in der Kriegsphase steigende Nachfrage verzeichnen. Es gibt also durchaus auch Unternehmen, für die sich durch einen Krieg die Aussichten verbessern. Für strategisch orientierte Anleger bietet sich also die Chance, bei fallenden Börsenkursen zu investieren und von der späteren Erholung der Märkte umso stärker zu profitieren. Genau das besagt die Börsenweisheit „Aktien kaufen, wenn die Kanonen donnern“.

Der genaue Urheber dieser Börsenweisheit ist übrigens nicht bekannt. Zugeschrieben wird der Spruch dem Frankfurter Bankier Carl Mayer von Rothschild (1820-1886). Doch genaue schriftliche Quellen, die dieses Zitat belegen können, gibt es nicht.

Passt mein Depot noch zu mir?

Doch ist es moralisch überhaupt vertretbar, auf das Depot zu schauen, wenn nicht einmal zwei Flugstunden entfernt unschuldige Menschen sterben? „Krieg als Gewinnchance? Das ist natürlich zynisch“, schreibt die Wirtschaftsethikerin Dorothea Baur in einem Beitrag für die Finanzplattform „elleXX“. Doch aus ihrer Sicht ist genau jetzt der richtige Zeitpunkt, um sich mit seinen Investments auseinanderzusetzen. Passen sie noch zu den eigenen ideellen Werten?

Wer etwa auf nachhaltige Geldanlagen setzt – die sich großer Beliebtheit erfreuen – kann davon ausgehen, dass mit den Ersparnissen keine Streumunition oder Minen produziert werden. „Der Ausschluss von Waffen aus dem Portfolio ist der kleinste gemeinsame Nenner der gesamten ESG-Szene“, so Baur. Das gelte für aktive wie passive Investments.

MSCI World enthält keine russischen Aktien

Und bei den ebenfalls sehr beliebten ETF auf den weltweit investierenden MSCI World Index sind nach Angaben der Ratingagentur Scope keine russischen Aktien enthalten. „Im breiter aufgestellten MSCI All Country World Index ist die Russland-Quote mit 0,4 Prozent sehr gering. Selbst im MSCI Emerging Markets Index spielt Russland mit einem Anteil von 3,2 Prozent nur eine geringe Rolle“, sagt Barbara Claus von Scope Analysis. Rüstungsunternehmen können dagegen enthalten sein.

Auch abseits der moralischen Frage, ist es zweifelhaft, ob sich die Börsenweisheit „Kaufen, wenn die Kanonen donnern“ auszahlt. Schließlich ist es selbst für institutionelle Investoren kaum abzusehen, wann die Aktienkurse ihren Tiefpunkt erreicht haben.

Auch zu der Frage, ob sich ein Einstieg dort lohnt, wo die Kanonen donnern, gibt es eine eindeutige Antwort: „In Länder mit einem hohen geopolitischen Risiko zu investieren, wird nicht mit einer überdurchschnittlichen Rendite belohnt.“ Im Gegenteil: Die beste Performance erzielen Länder mit einem niedrigen Risiko. Für die Analyse hat HQ Trust die Kursentwicklung in 38 Staaten seit 1994 untersucht.

Das Fazit für Anleger: Ruhe bewahren. Oder wie es der Fondsverband BVI ausdrückt: „Beim Sparen ist Gelassenheit auch in Krisenzeiten wichtig.“ Wer mit einem Sparplan monatlich Geld in weltweit investierende Fonds steckt, hat seit 1996 – und damit trotz Irak-Krieg 2003 und Corona-Kurseinbruch im März 2020 – ein Plus nach Kosten von 6,9 Prozent pro Jahr verbuchen können.

Was sagt das über die Börsenweisheit?

Vermeintlich sichere Börsenweisheiten sind ohnehin immer mit einer gewissen Vorsicht zu genießen. Oft versprechen sie die Vereinfachung von komplexen Vorgängen und Zusammenhängen. Doch so einfach ist es eben oft nicht. De Kurse unterliegen immer unterschiedlichen Einflüssen. Die Börsenentwicklung auf einen einzigen Aspekt zu reduzieren, ist eben zu einfach. Aktienmärkte sind durchaus komplexer.

Wesentliche Einflussfaktoren sind auch die Zinsentwicklung im Euro-Raum und beim US-Dollar. Zudem mehren sich die Anzeichen, dass die wirtschaftliche Entwicklung weltweit stabil bleibt – mit wenigen Ausnahmen. Die aktuelle Rezession in Deutschland ist eine davon.

Immerhin scheint die Börsenweisheit „Aktien kaufen, wenn die Kanonen donnern“ nicht ganz falsch zu sein. Kurzfristige Kurseinbrüche, die durch Schock-Ereignisse verursacht werden, sind jedenfalls für mittel- bis langfristig orientierte Anleger ein gutes Momentum, um mit zusätzlichen Investitionen von der Erholung der Börsenkurse zu profitieren.

Aber auch wir empfehlen: Langfristig denken!

Grundsätzlich zeigen solche Beispiele eines: Für Anleger lohnt es sich, mittel- bis langfristig zu denken und der Anlagestrategie auch in kurzfristigen Schwächephasen, wie sie beispielsweise ein Krieg auslösen kann, treu zu bleiben.

Gerade wer Ziele wie Vermögensaufbau, Absicherung der Familie oder der eigenen Altersvorsorge oder Sparen für bestimmte Ziele verfolgt, tut also gut daran, solche Krisenphasen mit Geduld anzugehen und die nächste Kurserholung abzuwarten.

Quellen:

dup-magazin.de, growney.de, meag.com

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