Im Mai hatten wir uns schon damit beschäftigt, ob die Börsenweisheit „Verkaufe im Mai…“ wirklich eine gute Idee ist. Heute beleuchten wir den zweiten Teil „aber vergiss nicht, im September wieder zu kommen. Aber: Ist der September wirklich ein guter Monat, um „zurück“ an die Börse zu kommen?
Laut FAZ.net vor 3 Tagen:
„Der September ist traditionell der schlechteste Monat des Jahres für die Börse!
Aber ganz so schlimm ist es dann doch nicht. Die durchschnittliche Schwankung der letzten 30 Jahre liegt bei etwa 0,7%“
Als am ersten New Yorker Handelstag im September die Kurse einbrachen, war schnell ein Schuldiger gefunden: der Monat September. Statistiken zeigen, dass der Übergang von Spätsommer zu Frühherbst fast immer ein schlechter Monat war.
Liegt es daran, dass die Investoren nach der Helligkeit des Sommers schlechte Laune bekommen, sodass sie der Optimismus verlässt? Nach dieser Logik müsste der November mit seinem meist miesem Wetter eigentlich noch schlechter abschneiden. Tatsächlich können Feiertage für das Börsengeschehen wichtig sein. Am Montag war in den USA Labor Day. Damit geht jedes Jahr sozusagen offiziell der Sommer zu Ende.
Wie geht es mit der amerikanischen Wirtschaft weiter?
Diese Frage beschäftigt und belastet die US-Börsen seit Wochen. Die Wall Street fand keine einheitliche Richtung. Die großen Indizes schwankten bis zum Börsenschluss mal ins Plus, mal ins Minus.
Der Blick der Anlegerinnen und Anleger richtet sich derzeit auf frische US-Konjunkturdaten. Den Auftakt machten Zahlen zur amerikanischen Industrie. Nach zwei Rückgängen in Folge hat diese im August ein kräftigeres Auftragsplus verbucht als erwartet. Die Bestellungen stiegen um 5,0 Prozent im Vergleich zum Vormonat.
Dabei hat sich die Wirtschaft in den USA laut der Notenbank Fed zuletzt abgeschwächt. “Die Wirtschaftstätigkeit nahm in drei Bezirken leicht zu, während die Zahl der Bezirke, die eine stagnierende oder rückläufige Aktivität meldeten, von fünf im vorangegangenen Zeitraum auf neun im aktuellen Zeitraum anstieg”, teilte die US-Notenbank in ihrem heute veröffentlichten Konjunkturbericht “Beige Book” mit.
Wie entscheidet sich die FED?
(Federal Reserve System – US Notenbank und Wegweiser auch für die EZB)
Mit einiger Nervosität warten Investoren nun auf den US-Arbeitsmarktbericht für August, der am Freitag erwartet wird. Sollte der offizielle Jobbericht der US-Regierung positiv überraschen, würde das die Zinssenkungserwartungen am Markt wieder merklich dämpfen.
“Der Arbeitsmarktbericht für August ist diesmal so besonders wichtig, weil der Vorgänger vor vier Wochen massiv enttäuschte und Spekulationen aufkommen ließ, dass die Fed aus Sorgen vor einer Rezession schneller und stärker senken muss als bislang erwartet”, erklärte Devisenexpertin Antje Praefcke von der Commerzbank. Bei der Zinsentscheidung der US-Notenbank in zwei Wochen wird fest mit der ersten Senkung seit Jahren gerechnet.
Verluste für den DAX
Auch am deutschen Markt dominierten die Bären: Der kalendarische Herbstanfang ist dieses Jahr eigentlich erst am 22. September, für den deutschen Leitindex ging es aber schon gleich zu Beginn des Monats in die kühlere Jahreszeit. Nach der DAX-Rally im August mit diversen Rekordhochs ist der September-Start für Anleger ernüchternd ausgefallen.
Also alles gar nicht so schlimm?
“Der September zählt zu den schwächsten Börsenmonaten im Jahr”, sagt ING-Charttechnikexperte Christian Zoller. Tatsächlich hält die negative Saisonalität im DAX sogar noch bis Ende Oktober an. Erst nach Halloween beginnen dann die laut Statistik “besten sechs Monate an der Börse”.
Einzeln betrachtet gab es im September deutliche Kursverluste. Doch muss festgestellt werden, dass selbst nach massiven Einbußen die Märkte anschließend immer wieder zu neuen Höhen aufgestiegen sind.
Heißt, die up and downs and der Börse sind normal. Für Stabilitätsanhänger im September trotzdem eine schwierige Situation. Es gibt Pessimisten, die sehen in den downs einen baldigen Zusammenbruch der (Finanz) Welt.
Doch wird dieser Systemcrash geldpolitisch nicht zugelassen. Die wirtschaftlichen und sozialen Folgen wären entsetzlich. Tatsächlich sind die Kapitalmärkte seit der Finanzkrise 2008 mit einem festen Glaubensbekenntnis ausgestattet: Wo die Not am größten, ist die Geldpolitik am nächsten. Das Erscheinen eines Unglücksraben kann man damit zwar nicht ausschließen. Doch wird alles unternommen, ihn schnell zu verjagen.
Deswegen raten wir unseren Kunden:
Auch in einem schwierigen September die Nerven zu behalten! Oder sogar zu günstigeren Konditionen in Aktien zu investieren. Denn: siehe oben – es folgen die „besten sechs Monate an der Börse“.
Die Finanzgeschichte lehrt: Kursrückgänge und anschließende Erholungen gehören zur Börse wie Aperol Sprizz zum Sommer.
Was ist in diesem September zu erwarten?
Neben der EZB wird auch die Fed den Zinssenkungszyklus einläuten, der uns ebenso 2025 erhalten bleibt. Zwar sind sinkende Leitzinsen ein Beleg, dass die Wirtschaft nicht rund läuft. Doch führen sie zu attraktiven Finanzierungsbedingungen für staatliche Konjunkturprogramme, private Investitionen und den Konsum, was alles die Wirtschaft perspektivisch wieder aufpäppelt.