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Investmentfonds: 6 Begriffe, die Sie auf dem Schirm haben sollten

10 Jun 2022— 10:06 Uhr

Finanzaktiv gut zu wissen

Investmentfonds: 6 Begriffe, die Sie auf dem Schirm haben sollten

Nachhaltige Investments liegen voll im Trend, weshalb immer mehr Anbieter auf den Zug aufspringen. Das macht es für Anleger schwer, wirklich grüne Produkte von jenen mit grünem Anstrich zu unterscheiden. 

Wenden Sie sich dazu jederzeit an uns – wir beraten Sie gerne.

 

Es ist nicht immer einfach, sich durch den Dschungel der Begrifflichkeiten bei nachhaltigen Investmentfonds zu navigieren. 

ESG, SDG, Impact Investing – die Liste der Buzzwords, die rund um nachhaltige Investments existieren, wird zunehmend länger. Da ist es nicht ganz einfach, die passenden Lösungen zu finden. Dabei gibt es nämlich große Unterschiede zwischen den verschiedenen nachhaltigen Investmentprodukten. Und nicht immer passen alle Lösungen zu Ihren Zielen.

Folgende Begriffe sollten Sie kennen:

ESG

 

Aus dem Englischen übersetzt stehen die 3 Buchstaben für Environment, Social and Governance also für Umwelt-, Sozial- und verantwortungsvolle Unternehmensführung. Es handelt sich dabei um die drei wesentlichen Faktoren bei der Messung der Nachhaltigkeit und der gesellschaftlichen Auswirkungen einer Investition in ein Unternehmen oder eine Firma. Der ESG wird oft als Synonym für nachhaltiges Investieren verwendet.

Vermögensverwalter evaluieren, welchen Beitrag ein Unternehmen zum Erhalt der Umwelt (E) und zu einer nachhaltigen Unternehmensführung (G) leistet und welche Sozialverantwortung (S) – etwa gegenüber der eigenen Belegschaft aber auch der Gemeinschaft, in der es tätig ist – übernimmt. Oder anders formuliert – inwieweit ist ein Unternehmen gewillt, seinen ökologischen und sozialen Fußabdruck in Gesellschaft und Wirtschaft zu verringern. Wichtig zu wissen: Einheitliche Standards zur Bemessung dieser Kriterien gibt es nicht. In der Regel liefern spezialisierte Rating-Agenturen wie MSCI oder ISS Daten, anhand derer Anlageentscheidungen getroffen werden können.

SDG

SDG ist die Abkürzung für die Sustainable Development Goals (Ziele für nachhaltige Entwicklung) der Vereinten Nationen. 2015 wurden im Rahmen der Agenda 2030 insgesamt 17 Ziele definiert, welche weltweit der Sicherung einer nachhaltigen Entwicklung auf ökologischer, sozialer und ökonomischer Ebene dienen sollen.

 Diese sind beispielsweise „keinen Hunger“, „keine Armut“, „hochwertige Bildung“, aber auch „Maßnahmen zum Klimaschutz“ oder „Geschlechtergleichstellung“. Es gibt mittlerweile erste Investmentlösungen am Markt, die in Projekte und Unternehmen investieren, die direkt oder zumindest mit einem Teil ihres Umsatzes zur Erreichung der SDG beitragen.

Ausschluss oder Einschluss

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, ein Portfolio nachhaltig zu gestalten. Der einfachste Weg ist sicherlich, bestimmte Unternehmen oder sogar ganze Branche auszuschließen, die nicht der eigenen Definition von Nachhaltigkeit entsprechen. Beispielsweise Tabak, Glücksspiel oder Öl- und Gas. Die Schwierigkeit besteht jedoch darin, Grenzen zu ziehen. Schließe ich beispielsweise auch den Schraubenproduzenten aus, der die Rüstungsindustrie beliefert? Die Alternative ist, ESG-Faktoren aktiv in die Titelauswahl einzubeziehen. Das heißt, es wird nur in Unternehmen investiert, die vorher definierte ESG-Werte erfüllen, also tatsächlich einen Beitrag zu einem oder allen ESG-Faktoren leisten.

Impact Investing

Aus dem Englischen übersetzt bedeutet es Investitionen mit Auswirkungen bzw. Einfluss. Also Investitionen, die in Unternehmen, Organisationen und Fonds getätigt werden, um messbare, vorteilhafte soziale oder ökologische Auswirkungen zu erzielen und gleichzeitig eine finanzielle Rendite.

Es versuchen also Investoren oder auch ein Zusammenschluss von Investoren, einen gezielten Einfluss auf die Ausrichtung von Unternehmen auszuüben. Oder anders ausgedrückt: Kapital hat Macht, die sich gezielt für eine nachhaltigere Welt einsetzen lässt. Direkte Einflussnahme ist beispielsweise auf Hauptversammlungen möglich. Aber auch Gespräche mit dem Management gehören zum Repertoire des Impact Investing. 

Green Washing

Als Green Washing wird der Versuch von Unternehmen bezeichnet, sich durch gezielte Kampagnen ein „grüneres“ Image zu verschaffen und damit in der Gunst der Anleger zu steigen. Es werden PR-Methoden genutzt, die darauf abzielen, einem Unternehmen in der Öffentlichkeit ein umweltfreundlicheres und verantwortungsbewusstes Image zu verleihen, ohne dass es dafür eine hinreichende Grundlage gibt.

Grün verkauft sich – das nutzen viele Konzerne aus. Beispiele dafür gibt es genug: von Apple über McDonald`s, bis Amazon machen Konzerne weltweit Profit mit vermeintlicher Umweltfreundlichkeit.

„Das iPhone hat unser Leben verändert. Die Menschen lieben es.“ Tim Cook, Chef des amerikanischen Technik-Unternehmens Apple, kommt aus dem Jubeln gar nicht mehr heraus, als er im Oktober 2020 sein neuestes Produkt präsentiert – das iPhone 12. Und das Beste daran: Das neue Smartphone ist auch noch umweltfreundlicher als je zuvor. Zumindest behauptet das der Apple-CEO. Bei genauerer Betrachtung offenbart sich das allerdings als Öko-Trick, den auch andere Konzerne anwenden. 

Das iPhone 12 sei deshalb so umweltfreundlich, sagt das Unternehmen, weil weniger mitgeliefert wird. Erhielt man bei iPhone-Käufen bisher auch Ladegerät und Kopfhörer dazu, fallen diese beiden Produkte nun weg. Dadurch, so Apple, kann Müll vermieden und der CO2-Ausstoß bei der Produktion verringert werden. Außerdem erfolge der Transport durch die kleineren Verpackungen nun umweltfreundlicher, weil mehr iPhones auf einmal verschifft werden können.

Das mag alles tatsächlich einen umweltfreundlichen Effekt haben. Der Kern des Unterfangens ist aber ein anderer. Das iPhone 12 ist im Vergleich mit seinen Vorgänger-Modellen nicht günstiger, obwohl weniger mitgeliefert wird. Mit dem Öko-Argument kann Apple also seine Gewinnspanne vergrößern. Und das gleich mehrfach: Wenn das Unternehmen mehr Verpackungen auf einmal transportieren kann, spart es auch Transportkosten. Und wenn die Kundinnen und Kunden doch ein Ladegerat oder Kopfhörer benötigen, „sind diese separat erhältlich“, schreibt Apple beim Kauf des neuen Smartphones vorsorglich gleich dazu. Kostenpflichtig, versteht sich.

Die Methoden des Greenwashing sind vielfältig, eine davon ist das Werben mit Selbstverständlichkeiten. In Deutschland etwa sind sogenannte Fluorchlorkohlenwasserstoffe (abgekürzt „FCKW“) seit den 1990er-Jahren verboten, weil sie nachgewiesen umweltschädlich sind. Davor wurden sie in Reinigungsmitteln oder Haarsprays verwendet. Obwohl gesetzlich verboten, warben viele Unternehmen noch Jahre später mit ihren „FCKW-freien“ Produkten. Ein deutscher Konzern erfand sogar das Siegel „Treibmittel ohne FCKW“ für seinen Backofenspray. Den Kunden wird eine seit Jahrzehnten geltende gesetzliche Regelung als ökologische Produkt-Innovation verkauft.

Andere Methoden sind das Betonen einer zwar richtigen, aber irrelevanten Produkteigenschaft, das Erfinden oder Beschönigen eines Umwelt-Effekts oder das schlichte Behaupten von Falschaussagen.

Auch der Fastfood-Kette McDonald´s sind die Beispiele des Greenwashing seit langem bekannt. Das Unternehmen produziert Unmengen an Verpackungsmüll – so ist etwa jeder Burger einzeln verpackt – und die großen Mengen an Fleisch werden wohl mit Gentechnik-Futter für die Tiere kostengünstig hergestellt. Um dem schlechten Image entgegenzuwirken, entscheidet McDonald´s 2009, seine Logos in neuen Filialen mit grüner, statt mit roter Farbe zu hinterlegen. Ein grünes Logo verbessert in keiner Weise die Umwelt-Bilanz des Unternehmens, vermittelt den Kundinnen und Kunden aber ein umweltfreundliches Auftreten.

Oft geben sich Konzerne auch nur mit leeren Versprechungen zufrieden. Die Kaffee-Kette Starbucks versprach 2008, künftig vollständig wiederverwertbare Kaffeebecher anzubieten sowie ein Viertel aller weiteren Getränke in recycle baren Bechern zu verkaufen. Zehn Jahre später sind beide Ziele nach wie vor unerreicht.

Zu einem anderen Trick greift Jeff Bezos, Chef des Online-Versandhändlers Amazon. Der Konzern hat eine schlechte Umweltbilanz – kein Wunder, verschickt Amazon doch täglich Millionen von Bestellungen um die ganze Welt. Im Juli 2019 verkaufte das Unternehmen 175 Millionen Produkte in nur zwei Tagen. Beim Transport rund um den Globus entstehen große Mengen an CO2 – zudem unterstützt der Konzern die umweltschädliche Öl- und Gas-Industrie. Um sein Image zu verbessern, kündigte Amazon-Boss Jeff Bezos im Februar 2020 an, 10 Milliarden Dollar seines Privatvermögens für den Kampf gegen die Klimakrise zu spenden. Das kann Bezos getrost als Werbeausgabe verzeichnen: Im Sommer knackte der reichste Mensch der Welt er als erste Einzelperson die 200-Millarden Dollar Vermögens-Marke. Währenddessen erwirtschaftet sein Konzern mit umweltschädlichen Methoden weiterhin Milliarden-Gewinne.

Wie also entscheiden, in welche Unternehmen man investieren möchte?

Es kommt es auf die Definition und die Werte an, die ein Anleger seinem nachhaltigen Engagement zu Grunde legt. 

Zum Beispiel BP, der britische Mineralölkonzern, der mit der Katastrophe auf der Ölplattform Deep Water Horizon 2010 in den Schlagzeilen war – und daraus gelernt zu haben scheint. Der Konzern investiert intensiv in seine ESG-Ziele und gehört hier teilweise zu den Vorreitern – was jedoch nichts daran ändert, dass das Kerngeschäft wenig bis gar nicht nachhaltig ist. 

Ob das noch Green Washing oder doch ein wertvoller Beitrag zu einer nachhaltigeren Welt ist, darüber kann sicherlich gestritten werden.

Streiten oder nicht – wir beschäftigen uns seit Jahren mit nachhaltigen Investments und beraten unsere Kunden entsprechend kompetent.

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