Wer Geld anlegt, möchte, dass es sich mit der Zeit vermehrt – so weit, so klar.
Bei Giro-, Spar-, Tages- und Festgeldkonten sowie bei Anleihen und anderen festverzinslichen Wertpapieren funktioniert das über Zinsen. Und wenn man sein Geld längerfristig anlegt, auch über Zinseszinsen: Denn die Zinsen verzinsen sich mit. Dadurch lässt sich Jahr für Jahr mehr Ertrag erreichen.
Einfach gesagt:
1. früh genug anfangen zu sparen
2. Zinseszinseffekt mitnehmen
Aber der Reihe nach:
Angenommen, Sie möchten gerne mit 67 Jahren eine Millionen Euro auf dem Konto haben. Dafür müssen Sie jeden Monat eine bestimmte Summe sparen und so anlegen, dass Sie möglichst viele Zinsen dafür bekommen. Je später Sie mit dem Sparen anfangen, desto mehr Geld müssen Sie einzahlen. Nehmen wir einmal an, Sie wählen eine Anlageform mit 6% Rendite – gut, dass hört sich jetzt optimistisch an, geht aber über eine langfristige Laufzeit – dann bedeutet das
– wenn Sie mit 20 Jahren anfangen, reden wir über um die 300€ im Monat
– wenn Sie mit 30 Jahren anfangen, reden wir über um die 600€ im Monat
– wenn Sie mit 40 Jahren anfangen, reden wir schon über 1.234€ im Monat
– wenn Sie erst mit 50 Jahren anfangen, reden wir über 2.817€ im Monat und das ist für die meisten Leute eher unrealistisch.
Also ist früh anfangen ist das Wichtigste, wenn es klappen soll mit der Million.
Aber auch der Zinseszins ist von entscheidender Bedeutung bei dem Aufbau von Vermögen.
Aber was sind eigentlich Zinseszinsen?
Einfach gesagt: die „Zinsen der Zinsen“. Also die auflaufende Zinsen, die dem angelegten Geld bei einer Bank zugeschlagen werden und sich mitverzinsen. Das heißt, es wird nicht nur das eigentliche Kapital verzinst, sondern auch die erneut angelegten Zinsen. Dadurch kommt es zum sogenannten Zinseszinseffekt. Das bedeutet: Man erhält bei einer jährlichen Zinsgutschrift am Ende des ersten Anlagejahres Zinsen auf das Startkapital. Am Ende des zweiten Jahres gibt‘s dann erneut Zinsen: und zwar auf das Anfangskapital und auf den bereits gutgeschriebenen Zins aus dem vorigen Jahr.
Was ist der Unterschied zwischen Zinsen und Zinseszins?
Im Vergleich zu Zinsen, die für eine Kapitalanlage gezahlt (und ausgezahlt) werden, wird beim Zinseszins der Zinsertrag zum Kapital addiert und in den Folgejahren mitverzinst. Es gibt also nicht nur Zinsen auf das ursprüngliche Geld, sondern auch auf die in der Vorperiode erwirtschafteten Zinsen selbst. Dadurch steigt der Gesamtbetrag schneller an – das nennt man den Zinseszinseffekt. Der Vorteil wird umso deutlicher, je länger das Geld angelegt ist.
Welche Vorteile bieten Zinseszinsen?
Für Anleger*innen bedeuten Zinseszinsen, dass das Kapital von Zinsperiode zu Zinsperiode immer stärker wächst. Denn die Zinsgutschrift für das zu Beginn angelegte Kapital fällt nach jeder Periode höher aus als in der Vorperiode. Daraus ergibt sich ein exponentielles Wachstum – ohne dass Sie zusätzliches Geld investieren müssen.
Wie profitiere ich am stärksten vom Zinseszinseffekt?
Je höher der Zins der Anlage, desto stärker ist der exponentielle Effekt des Zinseszinses.
Es gibt noch einen weiteren Faktor, der das Wachstum des Kapitals beschleunigt: Bei einer längeren Laufzeit steigert sich der Wert des eingezahlten Kapitals überproportional. Denn die angesammelten Beträge werden immer wieder verzinst. Wichtig ist also: Frühzeitig mit dem Sparen beginnen, um den Zinseszinseffekt bestmöglich auszuschöpfen.
Im Standardfall wird das Kapital einmal jährlich, üblicherweise am Jahresende, verzinst. Wenn die Zinsgutschrift mehrmals im Jahr erfolgt, zum Beispiel halbjährlich, vierteljährlich oder monatlich, spricht man von unterjähriger Verzinsung. Solche kürzeren Abstände sind vorteilhafter, da der Zinseszins dann öfter wirken kann und die Sparsumme höher ausfällt. Zudem sollte man Anlageangebote mit möglichst geringen oder ohne Kosten nutzen, um einen höheren Endbetrag zu erhalten.
Brauche ich 1 Million Euro für einen sorgenfreien Ruhestand?
Die meisten Menschen können nicht abschätzen, wie viel Vermögen sie benötigen, um ihr Leben im Ruhestand zu finanzieren. Machen Sie es besser: Verschaffen Sie sich jetzt einen Überblick und nutzen Sie die Zeit bis zur Pensionierung, das benötigte Vermögen anzusparen.
Zugegeben: Die Überschrift klingt etwas reißerisch. Sie ist aber keine Übertreibung. Zwar muss man keine Millionen besitzen, um sorgenfrei in Rente gehen zu können. Doch die Lebenshaltungskosten eines Ehepaares können im Ruhestand in der Summe tatsächlich die Millionenmarke knacken.
Das zeigt das Beispiel eines Ehepaares, bei dem man auf den ersten Blick denken würde, dass es im Ruhestand finanziell gut versorgt sein wird.
Die Eheleute erwarten gesetzliche Renten von 36.000 Euro pro Jahr und dazu Betriebsrenten von 12.000 Euro pro Jahr. Ihre Gesamteinnahmen betragen 48.000 Euro pro Jahr (brutto). Nach Steuern haben die Eheleute im ersten Jahr 40.000 Euro netto.
Die Kosten für Wohnen und Lebenshaltung sind mit 68.000 Euro allerdings viel höher. Im ersten Jahr beträgt ihre Rentenlücke 28.000 Euro. Steigen die Renten um 1 Prozent pro Jahr und die Inflation im Schnitt um 2 Prozent, wird die Lücke noch größer. In 25 Jahren im Ruhestand kumuliert sie sich auf gut eine Million Euro.
Die gute Nachricht: ein zusätzlicher Finanzbedarf von einer Million Euro über 25 Jahre bedeutet nicht, dass Sie eine Million Euro Kapital aufbauen müssen. Wenn Sie rechtzeitig beginnen, reicht eine deutlich niedrigere Summe.
Ruhestand planen: Wann was zu tun ist
Bereiten Sie Ihren Ruhestand systematisch vor. Hier ein Überblick über die wichtigsten Themen, die Sie in unterschiedlichen Lebensphasen in Angriff nehmen müssen:
Zwischen 50 und 55
- Erstellen Sie ein solides Budget und auf dieser Basis einen Einkommensplan für den Ruhestand.
- Gehen Sie von realistischen Annahmen aus. Berücksichtigen Sie auch die Inflation, die Ihre Lebenshaltungskosten über die Jahre deutlich steigen lässt.
- Lassen Sie von Experten berechnen, welche Rendite Ihr Kapital abwerfen muss, um das nötige Einkommen zu erzielen.
- Zeichnen sich im Ruhestand Lücken ab, sollten Sie jetzt anfangen, das fehlende Vermögen anzusparen. Fehlen zum Beispiel 1.000 Euro im Monat, brauchen Sie bei einer Rendite von drei Prozent bis zum Renteneintritt gut 211.000 Euro Vermögen, um diese Lücke in 25 Jahren zu schließen (siehe Tabelle unten).
Einzahlungen in einen kostengünstigen ETF-Sparplan eignen sich am besten, um dieses Vermögen anzusparen – idealerweise in Kombination mit einer Basisrente (Rüruprente), die jedes Jahr erhebliche Steuervorteile mit sich bringt (2024 können 27.565 Euro als Altersvorsorgeaufwendung steuerlich geltend gemacht werden). Erst die Renten müssen versteuert werden.