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Rendite und Risiko

06 Mai 2022— 01:05 Uhr

Rendite und Risiko – sind Aktienanlagen reine Spekulation? 
Sparer sind verunsichert | Nur wer das weiß, sollte Geld in Aktien investieren 

 

—> Sind Aktien zum Aufbau einer Altersvorsorge geeignet? Werden Kursschwankungen zur Zerreisprobe für schwache Nerven? Und gibt es ungeschriebene Gesetze für erfolgreiche Aktien-Investments? <— 

„Wer in Aktien investiert, muss das Geld übrighaben. Und wer keine Ahnung davon hat, sollte am besten gleich ganz die Finger davonlassen.“ So oder so ähnlich kann man die landläufige Meinung der Deutschen in Bezug auf Aktien-Investments beschreiben. Die Frage ist, ob dieser Glaubenssatz gerechtfertigt ist, oder ob der Sparer sich dadurch massiv die Butter vom Brot nehmen lässt.  

Ist der Aktienmarkt eine Blase, die regelmäßig platzt? Ist ein Investment in Aktien hochspekulativ und risikoreich? Wovon hängt eigentlich die Aktien-Rendite ab? Und sind Aktien überhaupt für den Vermögensaufbau zur Altersvorsorge geeignet? 

In diesem Artikel wollen wir genau diese Fragen klären. Wir beleuchten den Markt, werden uns mit dem Thema Risiko auseinandersetzten und versuchen herauszufinden, wie Rendite in einem Portfolio entsteht. 

 

Grundlegende Erkenntnis: Die Aktien- und Finanzmärkte funktionieren 

Wollen sie in Aktien investieren, müssen Sie verstehen, wie freie Märkte funktionieren und, dass sie funktionieren. Denn Menschen haben Bedürfnisse – und das wird auch immer so bleiben. Wir müssen essen und trinken, wir suchen Schutz in Häusern und Wohnungen, wir wollen mobil sein und kommunizieren, und wir möchten unseren Spaß haben.  

Solange es diese Bedürfnisse gibt, wird es Unternehmen geben, die mit Produkten und Dienstleistungen genau diese Bedürfnisse befriedigen. Und diese Firmen wiederum werden immer wieder Geldgeber suchen, um Lösungen – nach denen der Markt ruft – herstellen zu können. Potenzielle Geldgeber sind Menschen wie Sie, die am Wachstum von Unternehmen partizipieren wollen. 

Und so erklärt sich auch, dass der Aktienmarkt seit über 100 Jahren eine durchschnittliche Rendite von ca. 9 % erwirtschaftet – und dass trotz aller Schwankungen, Einbrüche und angeblicher Zusammenbrüche. Wir sind übrigens der Überzeugung, dass Schwankungen – auch starke Einbrüche – absolut normal und kein Zeichen von Irrationalität sind. Denn freie Märkte verarbeiten Informationen in Echtzeit und reagieren darauf. Aktien sind volatil, also unterliegen Schwankungen. Genau das ist ein Zeichen, dass der freie Markt funktioniert. 

 

Risiko und Rendite – es gibt kein Gratis-Mittagessen 

Es gibt Anleger, die glauben, dass Renditen das Ergebnis von Wachstum und Gewinnen seien. Das ist falsch! Der Aktieninvestor wird für die Bereitschaft bezahlt, Risiko zu tragen. Rendite und Risiko sind also untrennbar miteinander verbunden. Und wenn sich das Risiko nicht irgendwann (in Form eines Verlustes) manifestieren würde, wäre es faktisch kein Risiko. Dann gäbe es auch keinen Grund für eine Rendite.  

Der amerikanische Volksmund formuliert es anders: “There ain’t no free lunch“ —> es gibt kein Gratis-Mittagessen. Wer Risiko aushalten kann, wird mit großer Wahrscheinlichkeit durch langfristig hohe Renditen belohnt. Wir könnten sinngemäß auch von einem Schmerzensgeld sprechen. Allerdings werden diese Schmerzen für den Anleger erträglicher, wenn er das Risiko versteht und dadurch besser einordnen kann. Zudem besteht die Möglichkeit, das Risiko durch Diversifikation zu senken. 

 

Risikosenkung durch Diversifikation – kompliziert aber wichtig  

Diversifikation bedeutet, das Vermögen auf mehrere Anlageobjekte zu verteilen mit dem Ziel, das Risiko des Investments bei gleicher Renditeerwartung zu minimieren. Vereinfacht gesagt: „Nicht alle Eier in einen Korb!“ Aber ist das ohne Renditeverlust möglich?  

Schauen wir uns ein konstruiertes Lehrbuchbeispiel an. Unternehmen A produziert und verkauft Regenschirme und Unternehmen B produziert und verkauft Badehosen. In wärmeren Jahren läuft es für B besser als für A, in feuchteren Jahren ist es genau umgekehrt. Langfristig (über 10 Jahre) gibt es gleich viele warme wie feuchte Jahre. Ein Investor hätte nun die Möglichkeiten, sein Kapital dem einen oder dem anderen Unternehmen zur Verfügung zu stellen, oder beiden zu gleichen Teilen. Für welche Variante würden Sie sich entscheiden? 

In diesem Beispiel erwirtschaften alle 3 Varianten nach 10 Jahren die gleiche Durchschnittsrendite von 7 %. Dennoch ist das gemischte Portfolio im Vorteil, denn es erwirtschaftet diese Rendite in jedem Jahr gleichbleibend, da die Gewinne des einen Unternehmens die Verluste des anderen Unternehmens jeweils genau ausgleichen (sie korrelieren optimal). Das Investment in nur eines der Unternehmen würde entsprechend der Wetterlage starken Schwankungen unterliegen und somit ein höheres Risiko bei gleicher Rendite mit sich bringen. 

In der Realität lässt sich das Risiko leider nicht vollständig wegdiversifizieren, da es (anders als im oberen Beispiel dargestellt) kaum eine so stabile Korrelation zwischen Gut- und Schlechtwetter-Aktien geben wird. Das Prinzip hingegen funktioniert und sollte in jedem Portfolio Beachtung finden. 

 

Weltweite Diversifikation führt zu maximalem Nutzen 

Viele Anleger machen den Fehler, sich beim Investment nur auf das Heimatland oder auf eine ausgewählte Region zu fokussieren. In Deutschland vertrauen viele „nur“ dem DAX oder dem europäischen EURO STOXX 50. Das ist nicht grundverkehrt, erhöht aber unnötig Ihr Risiko. Denn wenn es Europa mal schlecht geht, kann es anderen Ländern auf anderen Kontinenten möglicherweise besser gehen. 

Die Erkenntnis lautet, dass nur eine weltweite Diversifikation über möglichst viele Einzelaktien von Industrie und Schwellenländern den größten Nutzen bringt. Aussagen, nach denen Diversifikation mit 20-30 Aktien im Portfolio ausgereizt sei, sind schlicht falsch. 

 

Asset-Allokation – die Aufteilung des Portfolios bestimmt tatsächlich die Rendite 

Kommen wir nun zum wichtigsten Einflussfaktor für die Rendite in Ihrem Portfolio. Das für viele Überraschende: Hier sind nicht einzelne Aktien ausschlaggebend, sondern die Beimischung eines risikofreien Anteils (z. B. durch Anleihen oder Tagesgeld).  

Stellen Sie sich ein großes Segelschiff vor. Während der Aktienanteil im Portfolio für den Vorschub sorgt (das große Segel), ist der risikofreie Anteil der Notanker, der bei Schlechtwetter die Position hält. Ein modernes und risikobewusstes Portfolio besteht demnach nicht nur aus Aktien (es sei denn, Sie sind in der Lage, das Risiko auszuhalten), sondern auch aus einem risikofreien Anteil. Wir sprechen hier von der Beimischung anderer Assetklassen (auch eine Art der Diversifikation durch unterschiedliche Vermögenswerte).  

Durch die Beimischung des risikofreien Anteils sinkt zwar die zu erwartende Rendite, doch das zu erwartende Risiko sinkt noch stärker. Beispielhaft kann sich bei einem 60(Aktien):40(Risikofrei)-Portfolio eine Verringerung der zu erwartenden Rendite von 6,5% (bei 100% Aktien) auf 5% ergeben. Dafür verringern sich Volatilität und Risiko um fast 50 %. 

 

Exkurs: Kosten bei aktiven Fonds und Vorsorgeprodukten 

Bei den meisten Vorsorgeprodukten sind Fonds und Portfolio-Strukturen zur Vorauswahl vorgegeben. Achten Sie bitte neben der Diversifikation vor allen auf die entstehenden Kosten. Leider setzten immer noch viele, zum Teil sogar die größten Anbieter von Vorsorgeprodukten auf aktiv gemanagte Aktienfonds.  

Durch dieses aktive Management entstehen hohe Kosten. Zudem ist wissenschaftlich bewiesen, das passive Produkte (z. B. Index-Fonds (ETFs) oder Assetklassen-Fonds (Dimensional)) langfristig besser performen und deutlich günstiger sind. 

Auch Verwaltungsgebühren und Kosten von Versicherungsmänteln sind leider in aller Regel zu hoch. Hier hilft nur der Gang zum Makler oder Honorarberater, um die Nadel im Heuhaufen zu finden. 

 

Der zeitliche Anlagehorizont – am Ende bitte weniger Dampf 

Bei der Gewichtung der Portfolio-Anteile spielt auch der zeitliche Anlagehorizont eine wichtige Rolle. Hat der Anleger mehr als 20 Jahre Zeit, in denen Schwankungen der Aktienmärkte ausgeglichen werden können, sind hohe Aktienanteile – auch bis 100 % sinnvoll. Hat der Anleger hingegen nur 10 oder 15 Jahre, muss der risikofreie Teil höher gewichtet werden. Auf diese Weise wird ein Risikoprofil ermittelt, dass genau zu den Wünschen und Vorstellungen des Anlegers passt. 

Mit dem sogenannten Rebalancing wird sichergestellt, dass die Gewichtung von Aktienanteil und risikofreiem Anteil auch über Jahre hinweg dem gewählten Risikoprofil entspricht. Denn wenn der Aktienanteil im Portfolio durch Erträge steigt, wird der risikofreie Anteil im Verhältnis kleiner – und das Risiko wächst. Dementsprechend müssen (in der Regel jährlich) Anteile im Portfolio verkauft bzw. nachgekauft werden.  

Damit bei diesen Prozessen realisierte Gewinne steuerfrei bleiben und ein stärkerer Zinseszinseffekt entsteht, kann ein Versicherungsmantel (um das Portfolio herum) von Vorteil sein. ACHTUNG: Hier gibt es leider nur wenige Anbieter, bei denen das Kosten-Nutzen-Verhältnis stimmt.    

Zum Ende des Anlagezeitraums muss der Aktienanteil sukzessive verringert werden, um das Risiko im Alter weiter zu senken. Wir nehmen Dampf vom Portfolio-Kessel oder ziehen das große Segel ein. Denn bei volatilen Märkten muss logischerweise verhindert werden, dass Sie mit 65 Jahren eine Schwankung trifft, die Sie zeitlich nicht mehr ausgleichen können, weil Sie z. B. mit 66 über Ihr Kapital verfügen möchten. Insofern sind Aktien sehr wohl für den Vermögensaufbau zur Altersvorsorge geeignet. Es gibt aber vieles zu beachten. 

 

Exkurs: Warum Garantien immer Geld kosten  

Wenn Rendite und Risiko untrennbar miteinander verbunden sind, müssen auch Garantien und Renditen in einem Verhältnis stehen. Denn eine Garantie ist sozusagen das Gegenteil von Risiko. 

Viele Produkte zur Altersvorsorge – vor allem staatlich geförderte – werben mit Garantien. Hier wird versprochen, dass bei Renteneintritt zumindest die eingezahlten Beiträge zur Verfügung stehen. Darüber hinaus sollen Sie angeblich trotzdem vom Wachstum der Aktienmärkte partizipieren. Bitte erinnern Sie sich: „There ain’t no free lunch“. 

Rendite und Risiko lassen sich nicht trennen. Sinkt das Risiko sinkt auch die zu erwartende Rendite. Garantien kosten daher immer Geld und verringern erheblich Ihr zu erwartendes Vermögen am Ende des Anlagezeitraums. Unserer Auffassung nach sollten die in diesem Artikel aufgezeigten Möglichkeiten der Risikominimierung genutzt werden. Produkte mit Garantien erwirtschaften schlechte Renditen und sind darüber hinaus häufig mit hohen Kosten besetzt. 

 

Fazit: Der Aktienmarkt funktioniert – auch und erst recht zur Altersvorsorge 

Der Aktienmarkt ist keine Blase, Schwankungen und Einbrüche gehören dazu. Nur langfristig lassen sich nichtspekulative Renditen erwirtschaften. Die Kosten der Vorsorgeprodukte spielen immer eine entscheidende Rolle.  

Kurzum: Wenn Sie mindesten 15 Jahre Zeit haben, investieren Sie in passive Aktienfonds, die weltweit diversifiziert sind in einem Portfolio, das Ihrem Risikoprofil entspricht. Achten Sie auf die Kosten und vermeiden Sie Garantien. Und: Bleiben Sie investiert – erst recht in der Krise! 

 

Lassen Sie sich von uns beraten 

Sollten Sie nicht sicher sein, ob Sie mit Ihrer privaten Vorsorge auf der sicheren Seite stehen, lassen Sie sich von uns beraten. Wir stellen sämtliche Kosten und Renditeerwartungen transparent dar und zeigen Ihnen, worauf es ankommt.  

 

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