Schlechte Produkte und falsche Versprechungen
Was Sie über die Machenschaften der Finanzbranche wissen sollten
—> Warum die Finanzbranche ein so schlechtes Image hat, was Finanzberatung tatsächlich leisten sollte, und wie Sie die für Sie passenden Finanzprodukte finden <—
Ein Kunde ruft bei uns an und berichtet über ein Vorsorgeprodukt, das er vor ca. 10 Jahren bei einem guten Bekannten abgeschlossen hat: In dem Vertrag sei noch immer weniger Guthaben ausgewiesen, als er über die ganzen Jahre eingezahlt hat! Wie kann das sein?
In diesem Artikel wollen wir über die Machenschaften der Finanzbranche berichten. Eine Branche, in der wir selbst tätig sind – zu der wir selbst gehören. Das ist einerseits bedauerlich, andererseits unsere große Chance, es besser zu machen. Die oben angerissene Geschichte ist keine Ausnahme, sondern die absolute Regel und traurige Realität für unsere Kunden! Sind auch Sie schon darauf reingefallen?
Problemaufriss – vom schlechten Produkt zu amerikanischen Verhältnissen
Den meisten Menschen ist klar, dass die gesetzliche Rente im Alter nicht (aus)reichen wird. Genau deshalb setzen viele – insbesondere Selbständige – auf private Vorsorgeprodukte. Die Zinsentwicklung der letzten Jahre hat dazu geführt, dass risikolose Finanzprodukte (mit festen Zinsen) nicht mehr funktionieren.
Bei den risikofreudigeren Finanzprodukten (mit Aktienanteil) gibt es leider erhebliche Missstände. In geschätzten 80 % der Fälle dienen diese Produkte nicht den Anlegern, sondern vielmehr den Anbietern – also Versicherer, Banken, Investment-Gesellschaften und deren „Berater“.
Das Hauptproblem besteht allerdings darin, dass diese „Abfall“-Produkte dennoch massenhaft gekauft werden. Die Jahreszahlen einschlägiger Finanzvertriebe beweisen es. Im Ergebnis droht Millionen von Anlegern die Altersarmut. Und das wiederum zieht weitreichende gesellschaftliche Probleme nach sich, die mit amerikanischen Verhältnissen umschrieben werden könnten.
Unabhängige Berater oder Interessenkonflikte?
Die Schnittstelle zwischen Anleger und dem Finanzprodukt ist immer der sogenannte „Berater“. Und überall liest man von unabhängiger Finanzberatung. Im Grunde können wir aber zwischen drei Gruppen von Beratern unterscheiden.
Der Vertreter, der nur für eine Versicherungsgesellschaft tätig wird. Er kann Ihnen im Zweifel also nicht das für Sie beste Produkt am Markt anbieten, sondern immer nur Produkte eines einzigen Versicherungsunternehmens. Er ist weniger Berater als vielmehr ein Verkäufer seiner Versicherungsgesellschaft. Und für den Verkauf der Produkte bekommt er Provisionen. Er hat demnach ein großes Interesse an dem Verkauf, weniger an einer ergebnisoffenen Beratung.
Der Makler, der Produkte aus einer Vielzahl von Versicherungsgesellschaften auswählen kann. Er rühmt sich damit, unabhängig zu sein, und auf der Seite des Kunden zu stehen. Es stimmt, dass der Makler nicht in Abhängigkeit von Versicherungsgesellschaften arbeitet. Dennoch ist auch hier festzuhalten, dass ein Makler durchaus die Produkte vermitteln kann, die ihm das meiste Geld bringen, und nicht zwangsläufig jene, die am besten zum Kunden passen. Also besteht auch hier ein Interessenkonflikt.
Der Honorarberater, der nicht von einem Produktgeber bezahlt wird, sondern vom Kunden selbst. Hier findet tatsächlich Beratung statt und im Ergebnis kann ein Produkt vermittelt werden, das keine Provisionskosten beinhaltet – sogenannte Netto-Policen. Das ist im Zweifel für den Kunden nicht unbedingt kostengünstiger. Er kann sich allerdings sicher sein, dass der Berater keinem Interessenkonflikt unterliegt.