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Eines unserer sozialen Projekte, die wir von Herzen unterstützen: Kinderhilfe Afghanistan

09 Jul 2024— 01:07 Uhr

Soziales Engagement ist für uns seit Jahren eine Herzensangelegenheit.

Deswegen stellen wir an dieser Stelle immer wieder Organisationen vor, die wir für ihr Engagement für die Menschen und die Umwelt unseres Planeten bewundern.

Heute: erneut die Kinderhilfe Afghanistan

Lesen Sie ein sehr interessantes Interview mit Reinhard Erös, Gründer der Kinderhilfe Afghanistan in der Mittelbayrischen Zeitung /Stadt Regensburg vom 28.03.2024

„Die Ernährungslage ist dramatisch schlecht“

Gerade ist Ramadan. Was bedeutet das für die Lebensmittelpreise in Afghanistan?

Reinhard Erös: Obwohl die Taliban es verboten haben, sind die Lebensmittelpreise in den Basaren gestiegen, zum Teil sogar ums Doppelte. Die Ernährungslage ist dramatisch schlecht. Deshalb haben wir beschlossen, dasswirjedenTag für 300, 400, 500 Leute – je nachdem, wie es gerade anfällt, – fertig gekochte Speisen anbieten. Wir versorgen so vor allem Witwen, Mütter, Waisen und Behinderte.

Wann waren Sie zuletzt in Afghanistan? Wie ist die humanitäre Lage?

Erös: Ich war zuletzt im Januar in Afghanistan. Es gibt weiterhin auch wohlhabende Leute, die keinen Hunger leiden müssen. Das sind Geschäftsleute oder Politiker. Aber ein Großteil der Afghanen ist jetzt deutlich ärmer als in den vergangenen 20 Jahren. Das liegt daran, dass Afghanistan ein komplett vom Westen finanziertes Land war. Auch Deutschland hat dazu beigetragen. Der Westen hat den ganzen Staatsapparat finanziert. Auch in die Wirtschaft hat der Westen irrsinnig viel Geld reingesteckt. Die Vorstellung war, dass Afghanistan dadurch möglichst schnell ein in unserem Sinne demokratisches, westlich orientiertes Land wird. Mit dem Abzug der Nato-Truppen ist das innerhalb von Stunden auf null gesunken. Das heutige Taliban-Regime hat praktisch keine staatlichen Gelder. Darunter leidet das ganze Land.

Wie sieht der Arbeitsmarkt aus?

Erös: 60 bis 70 Prozent der Leute haben keinen regelmäßigen Job. Zum Teil schlagen sie sich als Bettler durch, zum Teil als Tagelöhner, zum Teil, indem sie irgendwo noch ein kleines Stück Acker haben, wo sie Tomaten oder irgendetwas anbauen, um es zu verkaufen.

Sie sind mit der Kinderhilfe Afghanistan auch nach dem Abzug der internationalen Truppen 2021 geblieben. Warum?

Erös: Weil wir dort seit 40 Jahren arbeiten und wir keine Probleme haben. Wir haben uns in den 20 Jahren, in denen die Nato dort war, auch nicht auf die Nato gestützt, im Gegenteil. Den Krieg habe ich von Anfang an für falsch gehalten. Schon 2002 – damals war ich noch Soldat – hielt ich es für falsch, dass der Westen und die Bundeswehr in das Land reingegangen sind. Die deutsche – damals rot-grüne – Bundesregierung hat gesagt, dass wir in zwei, drei Jahren wieder zuhause sind. Das konnte ich mir nicht vorstellen, weil ich Afghanistan kannte. Ich habe gesagt, dass ich gegen diesen Krieg bin, weil er sich lange hinziehen wird und weil er Tausende oder Zehntausende von Toten fordern wird. Auf afghanischer Seite hatte ich Recht. Dort gab es rund 200 000 tote Zivilisten.

Sie kennen Afghanistan schon seit Jahrzehnten…

Erös: Ich war schon in den 1980er Jahren dort. Damals lief der Krieg gegen die Russen, die nach neun Jahren geschlagen wieder abziehen mussten. Ich kannte die Vorgeschichte mit den Engländern, die sich im 19. Jahrhundert dort eine blutige Nase geholt haben, als sie das Land kolonialisieren wollten. Aus meiner eigenen Erfahrung wusste ich, dass die Paschtunen, das ist die Hauptbevölkerungsgruppe, nicht domestizierbar sind. Die lassen sich von fremden Ländern nichts sagen. Aber von Politikern, Journalisten und auch von Generälen ist mir gesagt worden, dass man den Afghanen ja Gutes tun und ihnen die westliche Demokratie bringen wolle. Aber man müsse das militärisch machen, weil man zuerst Al-Quaida und die Taliban beseitigen müsse. Danach würden uns die Afghanen mit Begeisterung hinterherlaufen. Das habe ich nicht so gesehen. Und ich hatte leider Recht. Das war der teuerste Krieg in der Geschichte der Menschheit. Der Westen hat etwa 1200 Milliarden Dollar ausgegeben. Trotzdem ist das in die Hose gegangen.

Sie helfen auch unter großen Schwierigkeiten in Afghanistan. Was nimmt Sie so sehr für das Land ein?

Erös: Ich war in vielen Ländern und habe da als Arzt gearbeitet: in Osttimor, Ruanda, Kolumbien, Bangladesch und in Indien bei Mutter Teresa. Aber ich habe in Afghanistan das für mich geografisch schönste Land der Welt erlebt. Und ich habe die sympathischsten, gastfreundlichsten Menschen dort getroffen. Die Gastfreundschaft ist das höchste Rechtsgut. Wenn man in Afghanistan Gast ist und nicht als Besatzer, nicht mit Militär und Waffen kommt, dann genießt man dort eine Gastfreundschaft wie in keinem anderen Land.

Helfen die Taliban den Menschen?

Erös: Seit die Taliban die Macht übernommen haben, hat sich alles verändert. Zuerst: Es gibt keinen Krieg mehr. Über Jahrzehnte hinweg war Afghanistan mit Krieg überzogen. Jede Familie hatte Tote zu beklagen. Im Osten, wo unsere Schulen sind, wurde besonders heftig gekämpft, weil dort die Amerikaner einen Schwerpunkt ihres militärischen Territoriums hatten. Die Kinder sind morgens in Angst in die Schule gekommen, weil dauernd Hubschrauber und Drohnen über sie geflogen sind und weil ihre Heimatdörfer bombardiert wurden. Jetzt wird nicht mehr geschossen. Außerdem gibt es in Afghanistan keine Korruption mehr. Während der 20 Jahre unter dem Westen war die Korruption hingegen enorm. Und es gibt fast keine Kriminalität mehr, weil es auch keine korrupten Gerichte mehr gibt. Vorher gab es die. Da wurde ein Straftäter schon mal frei gesprochen oder saß nur kurz im Knast.

Die Taliban bekämpfen den Opium-Anbau. Sie bewerten das nicht nur positiv. Weshalb?

Erös: Es werden im Vergleich zu Nato-Zeiten nur noch fünf Prozent der Menge des Heroin Grundstoffs angebaut. Das ist eine gute Nachricht für die Drogenfahnder in Europa oder den USA, aber für afghanische Bauern eine Katastrophe. Sie verdienen jetzt viel weniger. Wenn sie jetzt auf ihren drei Hektar Kartoffeln anbauen, reicht das nicht zum Überleben. Mein Vorschlag ist, weiter Schlafmohn anzubauen, aus dem unter staatlicher Aufsicht zum Beispiel deutsche Unternehmen in Afghanistan Medikamente statt Heroin herstellen. Schmerzmittel wie Morphine und Kodeine sind vor Ort rar und teuer.

Wie gehen Sie mit den Taliban um?

Erös: In der Zusammenarbeit mit Afghanen ist das Wichtigste Vertrauen. Wenn ich etwas versprochen habe, dann muss ich das umsetzen. Das machen wir jetzt, seit es uns dort gibt. Wir haben nie mit westlichen Truppen zusammengearbeitet und schon gar nicht mit der Unterstützung von Amerikanern. Die sind in Afghanistan verhasst. Die Taliban wissen auch: Der Erös nimmt kein staatliches Geld an. Wir finanzieren unsere Projekte ausschließlich mit privaten Spendern. Derzeit unterstützen uns circa 25 000 Bürger aus Deutschland, aber auch aus Österreich, Schweiz und skandinavischen Ländern.

Es gab immer wieder Meldungen, dass sich die Islamisten nicht einig sind. Wohin wird sich Afghanistan entwickeln?

Erös: In Afghanistan gibt es keine innerafghanische Opposition gegen die Taliban. Die werden dort Jahrzehnte aber an der Macht bleiben. Man kann nur dafür sorgen, dass dort die wenigen im westlichen Sinne gut ausgebildet Minister Gehör finden. Ich denke hier etwa an den Gesundheitsminister Qalandar Ebad. Den kenne ich, seit er Schüler war und Medizin studiert hat. Mit ihm sind die Gespräche freundlicher, ergebnisorientierter und erfolgreicher, als ich es in den 20 Jahren davor erlebt habe. In den Schulen der Kinderhilfe werden Mädchen bis zur 7. Klasse unterrichtet. Sie kämpfen dafür, dass Mädchen Abitur machen und zumindest Medizin studieren dürfen.

Wie argumentieren Sie?

Erös: Das Problem ist, dass es auf lange Sicht nicht mehr genug Ärztinnen geben wird. Den Taliban muss klar sein, dass ihre Frauen dann von Männern behandelt werden müssten, sich also eventuell – je nach Behandlung – auch vor ihnen entkleiden und von ihnen berühren lassen müssten. Das ist für Väter, Ehemänner oder Brüder unvorstellbar. Also muss das Verbot für Frauen, Abitur zu machen und zu studieren, fallen. Viele Minister in Kabul und 90 Prozent der Bevölkerung wollen das auch.

Wie stellt sich die Situation für Frauen in Afghanistan nun dar?

Erös: In den Dörfern hat sich seit der erneuten Machtübernahme der Taliban nicht viel verändert. Aber in Kabul überwacht die Polizei die von der Regierung aufgestellte Kleiderordnung für Frauen. Anders als im Iran werden Frauen, die dagegen verstoßen, nicht verhaftet oder ausgepeitscht. Es sind ihre Ehemänner oder Brüder, die bei wiederholten Verstößen zur Verantwortung gezogen werden.

Was sollte die Bundesregierung tun, um die Situation in Afghanistan zu verbessern?

Erös: Sie sollte schnell die Botschaft wieder eröffnen. Außenministerin Annalena Baerbock sollte sich im Zuge ihrer feministischen Außenpolitik auch um Afghanistan kümmern. Deutschland hat dort den längsten Krieg seiner Geschichte geführt. Jetzt kümmert man sich nicht mehr. Ich verstehe das nicht. Entwicklungshilfeministerin Svenja Schulze tut in vielen Ländern Gutes, aber für Afghanistan tut sie so gut wie gar nichts. Als Liebhaber dieses Landes ärgert mich das.

Das Interview führte Christine Straßer.

Wenn Sie die Arbeit der Kinderhilfe Afghanistan unterstützen möchten:

Empfänger/Begünstigter: KINDERHILFE AFGHANISTAN

IBAN: DE08 7509 0300 0001 3250 00

Nähere Infos unter kinderhilfe-afghanistan.de

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