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Es gibt wieder Zinsen – gut für Ihre Altersvorsorge?

23 Nov 2023— 11:11 Uhr

Nicht wirklich, denn die Inflation ist aktuell genauso hoch wie die Zinsen, die Sie vielleicht für Ihr Sparguthaben bekommen. Der Effekt ist also: 0.

Deutschland ist und bleibt jedoch ein Land der Sparer. Eine Umfrage aus dem letzten Jahr zeigte eindeutig, dass die Deutschen dem Sparbuch treu bleiben. Immer noch rund 45 Prozent setzen auf ein Sparbuch als Form der Geldanlage und Vermögensbildung. Auch Tages- oder Festgelder stehen ganz oben auf der Liste der Anlageformen in Deutschland. 38 Prozent der Befragten nutzen eine solche Parkstation für ihr Geld.

Damit stehen die deutschen Haushalte im Rufe eines Sparweltmeisters. Ist das noch so? Mit Blick auf das enorme Volumen der Spargelder ist die Antwort: ein klares Ja.

Die deutschen Sparer sind so eifrig wie eh und je – nur die Norweger haben in den letzten 10 Jahren mehr Geld zurückgelegt als die Deutschen. Diese hohe Sparanstrengung findet jedoch nur teilweise ihren Niederschlag im Vermögenswachstum. Während in vielen Ländern mehr als die Hälfte des Vermögenswachstums auf Wertsteigerungen im Portfolio zurückgehen (also auf Wertgewinne in Abhängigkeit der Kapitalmarktentwicklung) beläuft sich dieser Wert in Deutschland auf sehr magere 17 Prozent. Das ist der zentrale Grund, warum deutsche Sparer trotz im Vergleich hoher Sparanstrengungen nur mittelmäßige Wachstumsraten erzielen: im Gegensatz zu den Haushalten in anderen Ländern profitieren sie kaum von den Preissteigerungen am Kapitalmarkt.

Und riskieren damit, dass ihr Geld im Alter deutlich weniger wert ist.

Aber:

Etwa ein Drittel (33 Prozent) der Befragten Anlegerinnen und Anleger besitzen laut der Umfrage doch auch Aktien, Wertpapiere oder Anteile an Fonds. Das ist eine kleine Steigerung gegenüber den 31 Prozent, die im Jahr vorher ermittelt wurden.

Private Vorsorge ist das Stichwort der Stunde.

Aber: wie schon gesagt, das klassische Zinssparen ist vorbei und fondsgebundene Rentenversicherungen bestimmen den Markt.

Doch halten diese, was sie versprechen?

In diesem Artikel wollen wir aktuell marktübliche Altersvorsorge-Produkte für Sie unter die Lupe nehmen. Welche Renditen sind überhaupt möglich, und welche (versteckten) Kosten fallen dabei an? Sind Sie mit Ihrer privaten Vorsorge auch wirklich auf der sicheren Seite?

Zinsen fürs Alter – so war das früher einmal

Werfen wir zunächst einen Blick in die Vergangenheit. Da war es nämlich um einiges einfacher, neben der gesetzlichen Rente privat vorzusorgen. Die meisten von Ihnen werden es vermutlich von den eigenen Eltern kennen. Es war üblich, ein Sparbuch, einen Bausparvertrag und fürs Alter eine Lebensversicherung zu haben.

Damals waren Lebensversicherungen eine gute Alternative, weil die Versicherer hohe Garantiezinsen versprachen und gute Überschussbeteiligungen gezahlt wurden. Das Zinsniveau war insgesamt deutlich höher, sodass man sogar auf Festgeldkonten sein Vermögen zumindest moderat vermehren konnte.

Niedrig-Zins-Politik in der Gegenwart – ein Problem für risikoscheue Sparer

In der heutigen Niedrigzins-Periode – ein Ende ist übrigens nicht in Sicht – ist ein Vermögensaufbau bzw. eine Altersvorsorge mit risikolosen Zinsprodukten nicht mehr möglich. Ganz im Gegenteil: Die Zinsen reichen nicht einmal/gerade einmal, um die Inflation auszugleichen. Real betrachtet bedeute das, dass Sie Vermögen verlieren würden.

Aus diesem Grund müssen wir uns heute mit Alternativen auseinandersetzen, die mehr Risiko, aber dafür auch höhere Renditen mit sich bringen. Stichwort: Fondgebundene Produkte. Und hier steckt der Teufel wie so oft im Detail.

Denn der Normalbürger könnte denken: „Da es keine Zinsen gibt, muss ich mich mit Aktien beschäftigen. Das ist riskant. Und da Investments in Einzelaktien noch riskanter sind, müssten Aktien-Fonds das richtige für mich sein.“ Diese Überlegung ist nachvollziehbar und soweit auch richtig. Doch es gibt gewaltige Unterschiede.

Aktive und passive Aktienfonds – wer kann den Markt schlagen

Nicht nur der Normalbürger macht sich Gedanken über Aktien, sondern auch Versicherungen. Aufgrund des niedrigen Zinsniveaus müssen diese das Geld der Sparer in Aktien investieren, um den angebotenen Vorsorge-Produkten überhaupt eine Renditeerwartung ausstellen zu können.

Das Geld wird in Investment-Fonds investiert, welche die Aktien mehrerer Unternehmen zusammenfassen, um das Risiko des Einzelwertes zu senken. So weit, so gut – aber jetzt kommt‘s. Fondsmanager betreuen diese Fonds und entscheiden, welche Aktien hinzugefügt und wieder entnommen werden.

Mit diesem „Spielchen“ wird versucht, eine möglichst hohe Rendite bzw. eine Überrendite (über dem Marktdurchschnitt) zu erzielen. Die Fondmanager nehmen dabei für sich in Anspruch, den Markt so analysieren zu können, dass sie zu jeder Zeit wissen, welche Werte in Zukunft fallen und welche steigen. Sie versuchen, „den Markt zu schlagen“, indem sie aktiv in das Marktgeschehen eingreifen. Wir sprechen deshalb von aktiven Anlagestrategien oder auch aktiven Aktien-Fonds.

Und funktioniert diese Strategie?

Wissenschaftliche Studien der letzten Jahrzehnte belegen, dass dieses aktive Vorgehen in den meisten Fällen nicht funktioniert und niemand in der Lage ist, dauerhaft (also wiederholbar) den Markt zu schlagen. Erwirtschaftet ein aktiver Fonds eine Überrendite, muss man tatsächlich von einem Zufall sprechen. Aktiv gemanagte Fonds sind aus diesem Grund nicht empfehlenswert, da sie den Renditeerwartungen in den allermeisten Fällen nicht gerecht werden.

Hinzu kommt, dass Fondsmanager natürlich für ihre Arbeit bezahlt werden – und das unabhängig davon, ob der Fonds performt oder nicht. Somit entstehen Kosten, die selbstverständlich vom Anleger getragen werden müssen und die Rendite weiter senken.

Passive Fonds hingegen orientieren sich 1:1 an einem Vergleichs-Index (z. B. dem MSCI World). Diese Fonds kaufen und verkaufen Wertpapiere von Unternehmen, die in diesem Index geführt werden. Dazu braucht es keinen Fondmanager (was die Kosten enorm senkt) und die Entwicklung dieses spezifischen Marktes wird möglichst exakt dargestellt – nicht mehr aber auch nicht weniger.

Langfristig erhält der Anleger so die Durchschnittsrendite dieses Marktes. Laut Wissenschaft ist das deutlich profitabler, als ständig der Überrendite hinterherzujagen. Im Gegensatz zum aktiven Investieren nennen wir das „buy and hold“, also kaufen und (passiv) halten.

Kosten von fondgebundenen Rentenversicherungen

Der  Versicherungsmantel ist leider fast immer zu teuer. Neben den Fonds-Kosten fallen auch die Kosten des Versicherers an. Denn dieser zahlt Abschluss- und Betreuungsprovisionen und hat selbst eine Verwaltung. Leider ist sich der Sparer nur selten darüber im Klaren, denn alle Kosten werden über Jahre verteilt von den gezahlten Beiträgen abgezogen. Das bedeutet, ein nicht unerheblicher Teil Ihrer Sparbeiträge geht nicht in die Sparanlage, sondern versickert im „Kosten-Sumpf“. Um das in Zahlen greifbar zu machen, geben wir Ihnen ein Beispiel:

Ein aktiv gemanagter Fonds wirbt mit einer Renditeerwartung von 8 %. In der Realität wird er diese Rendite kaum dauerhaft erwirtschaften. Realistisch sind vielleicht 4-5 %. Ziehen wir davon 1,5 % Kosten für das Fondsmanagement ab und weitere 1,5 % für den Versicherungsmantel, landen wir realistisch bei einer Rendite von 1-2 %. Nach Abzug der aktuellen Inflation von etwas über 4 Prozent bleibt nicht nur wenig oder gar nichts, sondern ein inflationsbedingtes Minus.

Staatlich geförderte Vorsorge-Produkte wie Riester und Rürup

Und genauso ist das aktuelle Bild, dass sich auch bei staatlich geförderten Produkten bietet. Aktive Investments und teure Versicherungsmäntel verursachen derart hohe Kosten, dass selbst eine gute Performance des Fonds keine oder kaum Real-Rendite erwirtschaftet.

Bleiben einzig die Garantien einiger staatlicher Produkte, wodurch zumindest die eingezahlten Beträge bei Rentenbeginn zur Verfügung stehen – und mehr ist bei vielen Produkten auch nicht zu erwarten. Das ist zum einen natürlich nicht Sinn und Zweck einer Altersvorsorge und zum anderen müssen Sie bei Altersrenten (also bei monatlicher Rentenauszahlung z. B. ab 67) häufig 100 Jahre und älter werden, damit man von einem lohnenden Geschäft sprechen kann.

Fazit: Falsche Renditeversprechungen und hohe Kosten bestimmen den Markt

Unserer Ansicht nach hat dieses teure Spiel nichts mit Vermögensaufbau und Altersvorsorge zu tun. Wir empfehlen daher, aktive Fonds und teure Versicherungsmäntel zu meiden.

Leider scheiden somit geschätzte 80 % der am Markt angebotenen Produkte aus. Die Erklärung, warum das so ist, ist relativ einfach. An Produkten mit hohen Kosten wird Geld verdient. Der Sparer hingegen wird hinters Licht geführt. Produkte mit geringen Kostenstrukturen sind für den Vertrieb uninteressant – banal, aber leider die Realität.

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