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Von Bullen und Bären … und was das mit Ihnen und uns zu tun hat

03 Apr 2024— 01:04 Uhr

Und warum gibt es überhaupt Bullen und Bären am Aktienmarkt?

Fragen wir erstmal Wikipedia

Die Börse unterscheidet zwischen Bullen- und Bärenmarkt. „Bullen“ und „Bären“ stehen dabei symbolisch für Marktteilnehmer, die mit ihren unterschiedlichen Erwartungen den Markt prägen:

  • Der Bulle ist optimistisch. Er kauft in der Hoffnung auf Aufschwung. Eine Dominanz der Bullen am Markt führt zu steigenden Kursen (Bullenmarkt). Ein langfristiger Bullenmarkt ist etwas, worauf die Investoren hoffen.
  • Der Bär ist pessimistisch und setzt auf einen erwarteten Kursabfall. Er macht sein Geld durch Skepsis und Unglauben, spekuliert auf Baisse, kauft Verkaufsoptionen oder tätigt Leerverkäufe. Wenn sich die Erwartung der Bären durchsetzt, führt dies zu fallenden Kursen (Bärenmarkt).

Als Merkhilfe zur Unterscheidung von „Bullen“ und „Bären“ dient das Verhalten der Tiere: Während der Bulle mit den Hörnern nach oben stößt, schlägt der Bär mit seiner Pranke von oben nach unten. Eine andere Eselsbrücke ist der Satz „Der Bär baisst“.

Sowohl die Hausse als auch die Baisse können durch fundamentale ökonomische Umwälzungen, insbesondere die Konjunkturzyklen, aber auch durch Spekulation bedingt sein. Im Finanzmarkt spielen die Erwartungen der Anleger eine herausragende Rolle. Dies gilt auch für extreme Kursentwicklungen. Ein Bullenmarkt kann durch übertriebene Ertragserwartungen zu einer Spekulationsblase führen. Auf der anderen Seite kann eine Baisse bei übertrieben pessimistischen Erwartungen der Anleger in einen Börsenkrach ausarten.

Bullenmarkt und Bärenmarkt sind einander entgegengesetzt. Zusammen bewirken sie, dass die Kurse steigen und fallen. Besonders die Übergänge zwischen Hausse und Baisse sind schwer zu interpretieren. Besondere Aufmerksamkeit sollte auf positive oder negative Überraschungen gerichtet sein. Eine Abfolge von positiven Überraschungen charakterisiert oft eine Hausse, eine Abfolge von negativen Überraschungen eine Baisse.

OK, aber woher kommen die Begriffe Bären und Bullen?

Die Geschichte der Börsentiere

Wie kamen der Bulle und der Bär aufs Börsenparkett? Die Antwort geht zurück auf die Ur-Börsen in Amsterdam und London. Sicher ist: Das Begriffspaar hat eine lange Historie. Sie geht möglicherweise bis ins 17. Jahrhundert zurück. Damals schrieb der spanische Autor Don Joseph de la Vega ein Buch über die Börsenverhältnisse in Amsterdam. Die Erstauflage datiert auf 1688 und gilt als Standardwerk der Börsenliteratur, als ältestes Buch über die Börse. Der Titel: «Die Verwirrung der Verwirrungen: Vier Dialoge über die Börse in Amsterdam».

De la Vegas Werk beruht größtenteils auf eigenen Erfahrungen. Er wurde um 1650 im spanischen Espejo geboren und kam in jungen Jahren in die Niederlande, nachdem sein Vater im Kerker der Inquisition gelobt hatte, zum Glauben seiner Väter zurückzukehren. An der Amsterdamer Börse soll de la Verga fünfmal ein Vermögen gewonnen und fünfmal verloren haben.

Langfristig gesehen bringen Aktien den größten Ertrag, wenn sie über mehrere Jahrzehnte im Depot gehalten werden. 

Die Börse als Ort der Schrecken

Seine Dialoge wimmeln von Wortspielen, dunklen Anspielungen und absurden Wundergeschichten. Und de la Vegas Schrift ist durchsetzt von einem moralisierenden Standpunkt. Der Exil-Spanier sieht die Börse als «Schrecken der Schrecken», als Ort der Spekulation, an dem sich Baissespekulanten und Haussespekulanten gegenüberstanden. Eben eine «Verwirrung der Verwirrungen». 

De la Vega beschreibt die Börse als in zwei feindliche Lager geschieden. An einer Stelle fühlt er sich an südamerikanische Stierkämpfe erinnert, wo teilweise auch Bullen gegen Bären gekämpft haben. In diesem Sinne steht der Stier am Anfang des ungleichen Duells auf dem Parkett.

Für die Erklärung spricht, dass viele Begriffe aus der heutigen Zeit auf die Amsterdamer Börse zurückgehen. Noch heute geht es im Börsenjargon um Limiten, Liquidationen, Courtagen und Prolongationen. Die auffallende Übereinstimmung erkläre sich historisch dadurch, dass es Niederländer waren, die überall, sowohl in London wie auch an den deutschen Plätzen, die heimische Börsentechnik und die entsprechenden Kunstausdrücke eingeführt hätten, heißt es denn auch im Vorwort zu de la Vegas Buch.

Der Bär und die Londoner Ur-Börse

Eine andere Erklärung stellt den Bären und die Sprachtradition der Briten und Amerikaner in den Vordergrund. Gemäß dem US-Wörterbuch Merriam-Webster soll das Maskottchen des Börsenausverkaufs zuerst aufgetaucht sein. Der Begriff leitet sich demnach von «Bärenfell» ab, das im 18. Jahrhundert als Metapher für spekulative Aktienkäufe verwendet wurde, die heute als Leerverkäufe bekannt sind – auch bekannt als Wetten, dass eine Aktie fallen wird.

Der Bär geht demnach auf das Sprichwort zurück, das davor warnt, das Fell eines Bären zu verteilen, bevor man den Bären erlegt hat. Die Redewendung war zur damaligen Zeit durchaus gebräuchlich in ganz Europa. Eine alte deutsche Version lautet: «Man soll die Bärenhaut nicht verkaufen, ehe der Bär gestochen ist.»

Vom Bärenfall ist es dann nur noch ein gedanklicher Katzensprung zum Bären. Historisch belegt sind auch die Bären- und Bullenkämpfe am Themse-Ufer, nicht weit von der Londoner Ur-Börse. Spekulanten wetteten auf den Ausgang dieser Kämpfe. So also geriet der Bulle zum natürlichen Widersacher des Bären.

Krimkrieg und die Dichter

Ob der Bulle oder der Bär zuerst war, bleibt im Dunkeln. Sehr wahrscheinlich ist aber, dass der Zweikampf der beiden Tiere mitten im 19. Jahrhundert eine dichterische Blüte erlebte – und sie so zum ewigen Zweikampf verurteilt wurden. Seinerzeit kämpfte Großbritannien als Verbündeter des Osmanischen Reichs gegen Russland. John Bull agierte dabei auf britischer Seite als Identifikationsfigur – analog zur fiktiven Uncle-Sam-Figur in den USA. Der Bär symbolisierte Russland.

Soweit, so interessant. Aber was bedeutet das für Sie?

1. Bullen- und Bärenmärkte und damit Schwankungen am Aktienmarkt sind normal

2. wann genau das Pendel von Bullen- zu Bärenmarkt und zurück ausschlägt, kann niemand voraus sehen

3. Die Meinungen von Börsengurus gehen weit auseinander, und werden das auch in Zukunft tun

4. es gibt immer Börsianerinnen und Börsianer, die immer wieder zu früh den Aktienzug verlassen oder den Wiedereinstieg Mal für Mal verpassen

4. nur über die Zeit gleichen sich Kursschwankungen auf dem Aktienmarkt aus

Anlegen: Erst im Nachhinein ist man klüger

Die Anlegerinnen und Anleger werden noch eine Weile rätseln müssen. Ob es sich beim eher trendlosen Verlauf der letzten drei Monate tatsächlich schon um den Beginn eines echten Bärenmarktes handelt, oder bloss um eine relativ kurzfristige Abweichung vom Aufwärtstrend, wird man erst im Nachhinein mit Sicherheit feststellen können.

An Versuchen, aus der Gegenwart die Zukunft herauszutüfteln, fehlt es auch an den Finanzmärkten nicht. «An der Börse wird zwar nicht geläutet, aber gehandelt», erklären Markttechniker. Und an der Art und Weise, wie dies geschehe, lasse sich eine Vielzahl Vorlaufindikatoren bilden, die aufzeigten, wo der aktuelle Börsenzyklus gerade stehe. Das Problem: Die Zahl der sogenannten Frühwarnindikatoren ist so gross, dass auch Experten und Expertinnen kaum mehr den Überblick haben. Zudem widersprechen sich diese Indikatoren allzu oft. Es ist daher leicht, jederzeit Indikatoren zu finden, die für einen steigenden, oder solche, die für einen fallenden Kurstrend sprechen.

Und das ist ja auch gut so. Wären die Signale nämlich immer eindeutig und wäre die Kursrichtung demzufolge ebenso eindeutig klar, so gäbe es ja immer nur entweder Käufer oder Verkäufer, also gar keinen Markt und damit auch keine Kurse.

Börsenbär: Das sagt die Geschichte

Klar ist dafür, wann die Expertinnen und Experten von einem echten Bärenmarkt oder einer Baisse sprechen. Das ist immer dann der Fall, wenn die Kurse während mindestens eines Quartals deutlich rückläufig sind und dabei 15 Prozent und mehr ihres Wertes einbüssen (siehe Tabelle).

Das sind die Baissen der letzten hundert Jahre

Baissen der letzten hundert Jahre
Quellen: Bank Pictet, Bank Bär, SIX

Und ebenso sicher ist: Ein solcher Börsenbär wird kommen. Selbst wenn sich in den nächsten Wochen sämtliche Wolken über dem Börsenhimmel wieder verziehen sollten. Denn auf jede Hausse folgt eine Baisse. Das ist kein Naturgesetz, sondern eine historische Erfahrung.

Aufgrund dieser Erfahrung lässt sich nüchtern feststellen, dass ein typischer Bärenmarkt im Leitmarkt USA seit dem Zweiten Weltkrieg Einbußen von rund 23 Prozent gebracht hat. In unserem Land fielen die Rückschläge in der Regel deutlich heftiger aus. Die 14 Börsenbaissen, die seit 1928 in unserem Land zu verzeichnen waren, dauerten im Durchschnitt knapp 9 Quartale. Sie waren damit nur halb so lang wie die Hausseperioden, brachten aber in dieser Zeit doch happige Kursverluste von rund einem Drittel.

Das sind die Bullenmärkte der letzten hundert Jahre

Und nochmal als Graphik:

Bullen- und Bärenmärkte 1920-2019

Zusammenfassend lässt sich sagen:

Über einen Zeitraum (wie z.B. 10 Jahre) gesehen, überwiegt die Rendite der Bullenmärkte und Anleger machen Gewinn!

Folglich gilt: an der gewählten Strategie festhalten.

Sie sollten nicht versuchen gar nicht erst versuchen, den Zeitpunkt von Trendwenden zu bestimmen und hektisch zu kaufen oder verkaufen.

Quellen: wikipedia, handelszeitung.ch, smart investor

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