Vor einiger Zeit war Weltfrauentag. Leider mit den immer gleichen Erkenntnissen: Frauen verdienen immer noch weniger als Männer, legen weniger und seltener Geld an, sorgen schlechter für ihr Alter vor, sind häufiger von Armut bedroht.
Ist das fair? Nein, ist es nicht! Daran ändert auch ein Weltfrauentag leider nichts. Auch wir können diese Tatsachen nicht beeinflussen – aber Ihre Altersvorsorge schon.
Gerne würden wir Sie auf dem Weg zu einem selbstbestimmten und würdevollen Alter begleiten. Wir machen mit Ihnen gemeinsam das Beste aus dem, was Sie haben. Aber warum ist die Situation so, wie sie ist?
Weil Sie als Frau häufiger in sozialen Berufen arbeiten und in Teilzeit – und daher deutlich weniger verdienen als Männer. Auch für die gleiche Arbeit werden Sie oft immer noch schlechter bezahlt und damit sind Sie – spätestens im Alter – stärker von Armut bedroht.
Hausarbeit, Kindererziehung, Pflege von Angehörigen: Sie als Frauen übernehmen viele der sozialen Arbeiten. Konkret leisten sie sogar 52 Prozent mehr dieser Aufgaben als Männer – zu diesem Ergebnis kommt nun ein Gutachten für den zweiten Gleichstellungsbericht. Und all diese Aufgaben haben etwas gemeinsam: Sie sind wichtig und nötig – und natürlich unterbezahlt.
Frauen arbeiten eher in sozialen Berufen
Die Gründe für dieses Ungleichgewicht sind sehr verschieden. So arbeiten Frauen deutlich häufiger in sozialen Berufen – in denen sie schlechter verdienen. Mehr als die Hälfte der Frauen verdiente 2016 in Deutschland maximal 1500 Euro netto. Mehr als ein Viertel verdiente nur zwischen 500 und 1000 Euro. Und über 13 Prozent der Frauen verdienen gar nichts. Bei den hohen Einkommensgruppen tauchen Frauen praktisch nicht auf: In der Einkommensgruppe zwischen 3500 und 4000 sind nur 0,6 Prozent der Frauen vertreten.
Dass das Einkommen bei Frauen so deutlich unter dem der Männer liegt, geht zum einen auf häufige Teilzeitjob zurück. Ob nun Pflege der Angehörigen oder Kinder, die pünktlich um 16 Uhr aus der Kita abgeholt werden müssen: Frauen schrauben deutlich öfter ihre beruflichen Ambitionen zurück, wenn es um die Familie geht. 37,5 Prozent der Frauen arbeitet in Teilzeit. Zum anderen arbeiten Frauen vermehrt in Bereichen, in denen gerade einmal der Mindestlohn gezahlt wird. Die “Gender Pay Gap”, also der Verdienstabstand zwischen Männern und Frauen stagniert – trotz aller Bemühungen von Frauenverbänden und Politik – seit Jahren zwischen 21 und 23 Prozent. Eine Annäherung der Gehälter? Fehlanzeige.
Das Problem, das Frauen in ihrer eigentlichen Erwerbsphase kaum oder deutlich weniger Einkommen erhalten, zieht sich bis ins Alter. Frauen haben statistisch im Alter knapp 60 Prozent weniger Geld zur Verfügung als Männer.
Auch die OECD bemängelt in einer Studie die Einkommenssituation in Deutschland. Frauen würden deutlich weniger zum Haushaltseinkommen der Familien beitragen als in anderen Ländern. Der durchschnittliche Anteil der Frauen zum gemeinsamen Haushaltseinkommen betrage bei Paaren mit Kindern in Deutschland 22,4 Prozent, in Dänemark sind es hingegen 42 Prozent.
Schlechter bezahlte Berufe, Teilzeit, fehlendes Selbstvertrauen
Weitere Gründe: Frauen wählen noch immer oft schlecht bezahlte Berufe. Sie werden eben nicht Ingenieurin, sondern Altenpflegerin. Wenn die Kinder kommen, steigen sie aus dem Job aus und kehren in Teilzeit zurück. Bei Gehaltsverhandlungen sind sie zögerlicher. Die Folgen: finanzielle Abhängigkeit, prekäre Lebenssituationen vor allem für Alleinerziehende und Altersarmut.
Das Fatale aber ist: Frauen haben nicht nur weniger Geld – sie machen auch weniger daraus. Dies zeigt der so genannte Gender Investment Gap vor allem auch in Deutschland. Zahlen des Deutschen Aktieninstituts zeigen: Frauen investieren deutlich seltener in Aktien als Männer: 2021 gab es 4,3 Millionen Aktionärinnen und 7,8 Millionen Aktionäre.
Gender Wealth Gap und Pension Gap
Frauen investieren deutlich seltener in Aktien als Männer: 2021 gab es 4,3 Millionen Aktionärinnen und 7,8 Millionen Aktionäre
Auch heute gilt: Männer sind reicher, haben mehr Vermögen und Immobilien. Das nennt man den Gender Wealth Gap. Dazu kommt der Gender Pension Gap: Frauen haben auch weniger Rente zur Verfügung als Männer – und zwar rund 32 Prozent. 2020 bekamen Frauen im Alter rund 800 Euro, Männer fast 1.200 Euro monatlich. In einem Vergleich der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung OECD ist Deutschland damit weltweit Schlusslicht.
Unabhängigkeit durch eigenes Geld
Eigenes Geld zu haben heißt auch: unabhängig sein, Entscheidungen frei treffen können – ohne Rücksicht auf den eigenen Partner zum Beispiel oder die Eltern.
“Eigentlich hätten wir viel früher beginnen sollen” – diesen Satz würden viele Frauen und Männer vermutlich unterschreiben. Denn von finanzieller Gleichberechtigung und Selbstbestimmung ist Deutschland im Jahr 2022 noch weit entfernt.
"Für ein Anlagevermögen brauche es keine riesigen Beträge"
Dabei sind Aktien und Aktienfonds in Zeiten niedriger Zinsen einer der besten Wege, Vermögen aufzubauen und fürs Alter vorzusorgen. Das sei ihr ziemlich schnell klar geworden, als sie anfing, sich mit Geld zu beschäftigen, erzählt Finanzbloggerin Natascha Wegelin alias Madame Moneypenny, auch bekannte Autorin und Unternehmerin.
“Für ein Anlagevermögen brauche es keine riesigen Beträge”, sagt Wegelin. Schon mit 25 Euro monatlich lasse sich ein Aktiensparplan für einen ETF einrichten. ETF sind börsengehandelte Fonds, die die Entwicklungen eines Aktienindex abbilden. Das heißt: Anlegerinnen investieren nicht in die Einzelaktie eines Unternehmens, sondern in die vieler Firmen. Je früher die Frauen mit solchen Investments anfangen, desto länger haben sie Zeit, sich ein finanzielles Polster anzusparen.
Verunsicherung vergrößert die Wissenslücke
Tabea Bucher-Koenen untersucht am Mannheimer Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) das Finanzwissen von Frauen und Männern. Sie beobachtet, dass es zwischen Männern und Frauen zwar eine echte Wissenslücke im Finanzwissen gibt, diese jedoch vergrößert wird, weil es den Frauen an Selbstbewusstsein fehlt.
Bucher-Koenens Forschungen zeigen auch: Der Unterschied im Finanzwissen ist nicht auf die „ältere Generation“ begrenzt, die möglicherweise noch stärker in Rollenbildern verhaftet ist. Sie besteht auch zwischen jüngeren Frauen und jüngeren Männern.
Aber: Frauen erzielen an der Börse die gleichen Gewinne wie Männer
Wenn Frauen aktiv werden beim Thema Geld, machen sie das nicht schlechter als Männer. Nur anders. So investieren Frauen zum Beispiel häufiger in Aktienfonds als in Einzelaktien, also in Papiere einzelner Unternehmen, sagt die Mannheimer Wirtschaftswissenschaftlerin Alexandra Niessen-Ruenzi. Frauen investieren an der Börse oft in andere Produkte, Bereiche und Unternehmen: Sie stecken ihr Geld lieber in nachhaltige Anlagen.
Frauen handeln zwar weniger risikoavers, im Durchschnitt aber sieht man keine großen Unterschiede in der Performance von Männern und Frauen, so Niessen-Ruenzi. Das heißt: Die Rendite ist bei Anlegerinnen und Anlegern in etwa gleich gut.
Allerdings investieren Frauen oft in andere Produkte, Bereiche und Unternehmen: Sie stecken ihr Geld lieber in nachhaltige Anlagen. Alexandra Niessen-Ruenzi gibt deshalb zu bedenken: Wenn sich Frauen häufiger am Kapitalmarkt beteiligen, dann habe das auch gesamtgesellschaftliche Auswirkungen auf die Zukunft.
Definieren Sie Romantik neu: Absichern, Vorsorgen, Verantwortung füreinander übernehmen
Kinder kosten viel Geld. Bis sie groß sind etwa den Gegenwert eines Einfamilienhauses. Sie brauchen Zeit, Pflege, Liebe, damit sie gedeihen. Das ist bekannt. Und doch wird dieser Aufwand und das, was damit verbunden ist, von Frauen oft verdrängt, obwohl hinreichend bekannt ist, dass Mütter die meiste Care- und Erziehungsarbeit leisten (etwa doppelt so viel wie Väter, sagen Studien) – und in dieser Zeit nicht erwerbstätig sein können; sie also nur ein geringes bis kein Einkommen haben und sich damit regelmäßig vom Vater der Kinder finanziell abhängig machen. Die Finanzen werden dabei auch oft „abgegeben“ an die Männer. Gesellschaft und Wirtschaft verfestigen diese Abhängigkeiten durch das Festhalten an tradierten Rollenmustern und -Erwartungen.
Trotz dieser Abhängigkeiten sorgen die wenigsten Frauen für den Fall vor, dass sich die Beziehung zum Partner verändert – und damit nicht nur die finanzielle Basis wegbricht oder sich drastisch verschlechtert, sondern auch das Aufziehen der Kinder deutlich erschwert sein kann. Mit allen bekannten Folgen für die Frauen. Dabei ist das Alltag in Deutschland. Jede dritte Ehe wird geschieden, viele Paare mit Kindern heiraten gar nicht erst. Wie hoch hier die Trennungsraten sind, ist statistisch nicht erfasst. Die Statistik zählte 2021 aber mehr als 2,6 Millionen Alleinerziehende, 83 Prozent davon Frauen.
Studien wie der Abschlussbericht des Instituts für Finanzdienstleistungen „Guter Umgang mit Geld“ (2020) belegen alarmierend: Ein wesentlicher Grund für Überschuldung und damit Armutsgefährdung von Frauen sind drei Lebensrisiken, besonders, wenn Kinder da sind: Trennung, Scheidung, Tod des Partners. Denn damit werden viele Frauen zu Alleinerziehenden.
Alleinerziehende gehören zu den armutsgefährdeten Gruppen unserer Gesellschaft.
Warum sind Alleinerziehende so stark armutsgefährdet? Die Gründe sind zahlreich, einer ist jedoch ganz wesentlich: Weil ihnen Geld für die Kinder fehlt. Denn die Hälfte der Verpflichteten zahlt keinen Unterhalt und weitere 25 Prozent zahlen nur ein bisschen, aber nicht den gesetzlich vorgeschriebenen Betrag.
75 Prozent der Väter sorgen also für ihre Kinder gar nicht bis kaum finanziell, obwohl sie dazu gesetzlich verpflichtet sind. Ein unsoziales wie für eine Gesellschaft inakzeptables Verhalten. Gerade das Entziehen der meisten Väter von ihrer Verpflichtung zum Kindesunterhalt ließe sich politisch lösen. Vorschläge gibt es genügend. Der Gesellschaft fehlt dazu aber der Wille.
Frauen müssen hier selbst ran. Durch Vorkehrungen können Sie solche Lebensrisiken zumindest teilweise abmildern.
Deswegen:
FUN FACT but not funny:
Wenn es mit der aktuellen Geschwindigkeit zur Reduzierung des Gender Pay Gap so weiter geht, gibt es eine gleiche Bezahlung für Frauen erst in 300 Jahren.
Es ist also keine Frage, ob Frauen Geld anlegen sollten. Sie müssen!
Quellen: stern.de, SWR2.de, capital.de